Die Anderen: La Repubblica / The Egyptian Gazette / Jerusalem Post: Zur Geiselerschießung im Libanon

La Repubblica

Die linksstehende römische Tageszeitung gibt nach der jüngsten Geiselerschießung im Libanon den Israelis einen Teil der Schuld.

Mit den Bombardements in Beirut und den immer wiederkehrenden Toten der Intifada, mit der Unsicherheit nach Khomeini und der Lähmung, in der sich die israelische Regierung in der Palästinenser-Frage befindet, bleibt der Mittlere Osten das einzige Krisengebiet, das die internationale Stabilität in Unordnung bringen könnte, die in den letzten Jahren dank der neuen Beziehungen zwischen Amerika und der Sowjetunion erreicht worden ist.

Der ganze Rest (von Angola bis Nicaragua, von Afghanistan bis Kambodscha) ist geregelt oder wird geregelt. Nicht aber die Krise im Mittleren Osten. Deshalb muß die erste Frage sein, was die Regierung Schamir in einem Augenblick wie diesem bewogen haben könnte, ihre „Kommandos“ ins Feld zu schicken. Mit Sicherheit war es nicht schwierig, die Konsequenzen, die diese Aktion provozieren würde, vorherzusehen. Die Folgen waren mit bloßem Auge sichtbar.

The Egyptian Gazette

Die englischsprachige 'Egyptian Gazette‘ in Kairo bemerkt zu dem Geiseldrama in Libanon:

Die gemeldete Hinrichtung der US-Geisel William Higgins durch seine pro-iranischen libanesischen Geiselnehmer belegt im tragischsten Sinne das Schicksal des erbarmungswürdigen Libanons, der zum Schauplatz der schlimmsten Formen von Gewalt, meistens unterschiedlos und kaum verständlich angewandt, wurde. Und die Mörder fanden keine Sympathie, wenn sie ihre grausame Tat mit Israels Entführung von Scheich Abdul Karim Obeid verbinden, die scharfe Reaktionen und Kritik auslöste. Denn, indem sie eine solche Verbindung schaffen, haben sich die Mörder von Higgins - bewußt oder unbewußt - als eine wichtige Partei in dem abstoßenden Spiel der Gewalt dargestellt.

Es war fast sicher, daß die Entführung Obeids durch Israel eine Welle des Ärgers unter den Sympathisanten von Obeid auslösen würde; aber die Hinrichtung eines US-Offiziers, der als Chef der UN-Kräfte zur Überwachung des Waffenstillstands in Libanon Dienst tat, dient keinem Ziel, wenn die Mörder damit ihren Ärger über die israelische Aktion zum Ausdruck bringen wollten. Im Gegenteil, sie wird nur eine Eskalation der Gewalt auf dem Boden Libanons zur Folge haben, wo ausländische Mächte ihre Dispute ausgetragen haben sicherlich auf Kosten der Souveränitaet dieses arabischen Landes und seiner Bürger.

Jerusalem Post

Die israelische Tageszeitung verurteilte die Ermordung des US-Offiziers Higgins.

Kaltblütiger Mord als Folge von schiitischem Fanatismus ist eine Spezialität Hisbollahs, die den „US-Imperialismus“ und den „Zionistischen Staat“ zu ihren Hauptfeinden erkoren haben. Das Gefühl der Empörung, das US-Präsident George Bush äußerte, als er von Hisbollahs jüngstem Mordbekenntnis hörte, muß von der gesamten zivilisierten Welt geteilt werden. Die Zivilisation und der Frieden werden durch die fortdauernde Existenz jener Terroristen-Gruppen gefährdet, die mit Unterstützung Teherans operieren.