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Britische Gewerkschaft bläst Dockerstreik ab

Niederlage für die Hafenarbeiter: Nach dem am 10. Juni ausgerufenen „unbegrenzten“ Streik konnte keine einzige Forderung durchgesetzt werden / Betriebsräte wurden entlassen / Schmährufe gegen Gewerkschaftsfunktionäre: „Stinkende Bastarde“  ■  Von Ralf Sotschek

Dublin (taz) - Die Funktionäre der britischen Transportgewerkschaft TGWU haben am Dienstag abend überraschend entschieden, den seit drei Wochen andauernden Streik der Hafenarbeiter abzubrechen. Noch am vergangenen Freitag hatte die Delegiertenkonferenz mit überwältigender Mehrheit beschlossen, den Streik unbegrenzt fortzusetzen. Die „Docker“ forderten die Beibehaltung des „National Dock Labour Scheme“, das den Arbeitern in 61 Häfen seit 1947 die Sicherheit der Arbeitsplätze und nationale Tarifabschlüsse garantierte. Die Hafenverwaltungen hatten das Abkommen zum 11. Juli gekündigt, weil es angeblich ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt habe. Die Gewerkschaftsführung gab ihre Forderung am Dienstag auf und empfahl den Arbeitern statt dessen, sich für individuelle Vereinbarungen einzusetzen.

Der Streik war in den letzten Tagen immer mehr abgebröckelt, nachdem die Hafenverwaltungen damit gedroht hatten, die Streikenden zu entlassen. Im Londoner Hafen Tilbury wurde sämtlichen 16 Betriebsräten gekündigt. Anfang der Woche befanden sich nur noch 2.500 von 9.000 Dockern im Streik. Die anderen waren entweder an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt oder hatten die Abfindungsangebote bei Kündigungen in Anspruch genommen. Dennoch hat der Abbruch des Streiks besonders in Tilbury und Liverpool heftige Reaktionen ausgelöst. Die Betriebsräte bezeichneten die Entscheidung als Schande und beschuldigten die Gewerkschaftsführung des Verrats. Viele Hafenarbeiter wurden in einer Sendung der BBC noch deutlicher und nannten die TGWU-Funktionäre „stinkende Bastarde“. Der Betriebsrat des Liverpooler Hafens hat für heute eine Versammlung der 1.200 Docker einberufen, um über eine Fortsetzung des Streiks ohne Rückendeckung der Gewerkschaft abzustimmen. TGWU-Chef Todd erklärte gestern, daß die Gewerkschaft der Realität ins Auge sehen mußte. Unnachgiebigkeit der britischen Regierung und die „Gangster-Taktiken“ einiger Hafenverwaltungen hätten eine „Fortführung des legitimen Streiks unmöglich“ gemacht. Er setze deshalb auf Gespräche mit den Arbeitgebern, um sie zur Rücknahme der Kündigungen zu bewegen. Seit Dienstag wackelt Todds Stuhl aufgrund der Niederlage der Hafenarbeiter bedenklich.

U-Bahn unbewegt

LondonerInnen waren am Mittwoch wieder auf Busse, Fahrräder und Autos angewiesen, um ihren Arbeitsplatz zu erreichen: Zum 14. Mal legten die 2.500 Fahrer der U-Bahnen für 24 Stunden die Arbeit nieder, um ihrer Forderung nach mehr Lohn Nachdruck zu verleihen. Das Verkehrschaos war jedoch weniger schlimm als in den vergangenen Wochen, weil die Eisenbahner, die immer gleichzeitig mit den U-Bahnern in den Ausstand getreten waren, ein Lohnangebot der Arbeitgeber in der vergangenen Woche angenommen hatten. Die Verhandlungen zur Beilegung des Konflikts waren am Dienstag ergebnislos und sollten gestern fortgesetzt werden.

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