: LEICHTE ENTDECKUNGEN
■ Ein Neuseeland-Reiseführer
Mit seinem Werk Neuseeland, Leichte Entdeckungen, ist es Franz Letsch auf 469 Seiten gelungen, ein umfassendes Bild dieses Landes zu zeichnen. Und da wir es bei dem Buch mit einem Reiseführer zu tun haben, besteht der überwiegende Teil natürlich aus praktischen Tips für den Besucher.
Letsch beweist, daß er ein ausgezeichneter Kenner des Landes und der dort lebenden Menschen ist. Locker flockig geschrieben, dabei nicht unseriös, macht es Spaß, sich auf das Land einstimmen zu lassen. Besonderes, Eigentümliches, Lustiges und Erstaunliches wird da im Kapitel Das Neuseeland-ABC angesprochen. Unter 73 verschiedenen Stichworten wie zum Beispiel Bauernsterben, Klempner im Pazifik, oder Rainbow Warrior erfahren wir in knapper Form ebenso Notwendiges wie Originelles über das Land.
Fast 400 Seiten sind jedoch dem Reisen selbst und den dafür notwendigen Informationen gewidmet. Mit allergrößter Akribie werden Reiserouten, Wanderwege, Sehenswürdigkeiten, Transportmittel und Übernachtungsmöglichkeiten aufgeführt. Das schließt Abreise- und Ankunftszeiten von Bussen und Bahnen ebenso ein, wie Hotelpreise und genaue Ratschläge für notwendige Kleidung. Warnungen vor Unregelmäßigkeiten, Schwierigkeiten oder Gefahren runden den Informationsteil soweit ab, daß eine minutiöse Planung der Reise möglich wird.
Vor dem Hintergrund eigener Reiseerfahrungen möchte ich anfügen, daß Letsch die Aufgabe, einen Reiseführer zu schreiben, so umfassend erfüllt hat, daß es mir etwas zuviel des Guten ist. Da scheint kein Wanderweg in Neuseeland ausgelassen, und keine Hütte oder Hotel bleiben ungenannt. Auch befürchte ich, daß die detaillierten und umfassenden Informationen die Chance des Spontanen, des Unvorhersehbaren, des eigenen Entdeckens, ja sogar des (manchmal wunderbar lehrreichen) Scheiterns einer Unternehmung kaum zulassen. Zu sehr fühle ich mich an die Hand genommen, wenn er mir sagt, an welcher Stelle ich den Fluß durchwaten, in welchem Pub ich nach Partnern für ein Taxi-Arrangement Ausschau halten soll oder daß ich beim Überqueren einer Hängebrücke nicht nach unten sehen, „sondern fest aufs andere Ende, und weich und federnd, fast schlurfend auftreten“ soll.
Da der Titel jedoch „leichte Entdeckungen“ verspricht, sollte das Buch auch daran gemessen werden. Mit dem sehr gut recherchierten und angenehm lesbaren Buch werden Planung, Reise und Entdeckungen tatsächlich leicht gemacht.
Johann Bernhardt
Franz Letsch, „Neuseeland, Leichte Entdeckungen“, vierte, völlig neu bearbeitete Auflage 1989, Oase Verlag, Badenweiler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen