piwik no script img

Mit Ariane in die Umlaufbahn?

■ 2.Versuch, den TV-Sat in den Orbit zu bringen

Bonn (ap) - Nach dem Desaster mit TV-Sat1 unternimmt die Bundespost heute nacht einen neuen Versuch, einen „direktstrahlenden“ Fernsehsatelliten zu starten. TV-Sat2 soll in der Nacht vom 8. auf 9.August mit einer „Ariane„-4 -Rakete vom Weltraumzentrum Kourou in Französisch-Guyana aus in die Umlaufbahn geschossen werden. TV-Sat2 soll fünf Fernsehprogramme ausstrahlen, die mit Hilfe kleiner Parabolantennen „direkt“, das heißt auch ohne Kabelfernsehanschluß, empfangen werden können.

Der baugleiche TV-Sat1 war am 21.November 1987 zwar erfolgreich in die Umlaufbahn in 36.000 Kilometer Höhe über dem Äquator gebracht worden. Er konnte aber nie den Betrieb aufnehmen, weil sich - vermutlich wegen eines Fehlers beim Zusammenbau - eines der beiden zur Energieversorgung dienenden Sonnenzellenpaddel nicht entfaltete. Den Schaden beziffert die Post auf rund 870 Millionen Mark.

Fast zwei Jahre später und damit insgesamt fast vier Jahre nach dem eigentlich schon für Anfang 1986 geplanten Betriebsbeginn von TV-Sat1 soll nun TV-Sat2 die Ära des direktempfangbaren Satellitenrundfunks in der Bundesrepublik eröffnen. Dank einer mit 200Watt etwa zehnfach höheren Sendeleistung als bei den bisher gebräuchlichen Fernmeldesatelliten kann TV-Sat mit einer Parabolantenne von nur 60 Zentimeter Durchmesser empfangen werden.

Neue Programme wird der Satellit - falls er denn funktioniert - allerdings nur in Gegenden bringen, in denen es noch keine Kabelanschlüsse gibt oder wo die Breitbandverkabelung, weil in dünn besiedelten Gebieten unwirtschaftlich, nie hinkommen wird. TV-Sat2 wird die Privatsender Sat1 und RTL-Plus sowie die öffentlich -rechtlichen Satellitenprogramme Eins Plus und 3Sat ausstrahlen. Über das auf dem fünften Kanal ausgestrahlte Programm müssen sich die Bundesländer noch einigen. In Kabelnetze werden diese Programme bereits eingespeist. In vielen Gegenden sind die Privatsender Sat1 und RTL-Plus inzwischen aber auch schon außerhalb der Kabelnetze mit einer gewöhnlichen Fernsehantenne zu empfangen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen