: Prickelndes Lebensgefühl-betr.: "Kreuzberger Volxsport", taz vom 31.7.89
Betr.: „Kreuzberger Volxsport“, taz vom 31.7.89
Eure „Dokumentation“ der Vorgänge um Getrud Trisolini war ärgerlich. Angefangen bei dem eigenartigen Satz: “...nachdem sie (Getrud) sich in der taz autonome Militanz auf Demonstrationen und im Kiez kritisiert hatte“. Was soll dieser Satz-„Fehler“? Was unterstellt Ihr da bewußt -unbewußt?
(...) Und dann noch etwas zur Plazierung dieser „Dokumentation“: Da wird eine Frau nächtelang terrorisiert, weil sie es gewagt hat, öffentlich (...) und unter Nennung ihres Namens die dumpfe Gewalttätigkeit bestimmter autonomer Gruppen zu kritisieren, sehr ungeniert - zugegeben. Diese „Veröffentlichung“ der eigenen Meinung und Kritik wird mit zerstochenen Reifen, „entglasten“ Fenstern und „Jude“ beantwortet. Sinnigerweise setzt Ihr nun die an sich schon fragwürdige Darstellung dieser Vorgänge zwischen die Klatschspalte links (was die Polit-Yuppies so treiben) und einen Gast-Kommentar rechts, in dem das geldgierige Yuppietum der achtziger Jahre angeprangert wird. Wer die Zusammenhänge nicht näher kennt, kann daraus wohl nur einen Schluß ziehen: Diese Frau (mit obskurem Mafia-Namen!) wird wohl auch so eine stromlinienförmige Yuppie-Mieze sein, der es die Kreuzberger „Anti-Yuppie-Front“ aber mal tüchtig gezeigt hat!
So kann eine Zeitung auch kommentieren. Ganz ohne Kommentar.
Agathe Haag, 1/36
Betr.: dito
An die Leute, die Gertrud T. terrorisieren und mit einer Erklärung Stellung genommen haben:
Ihr stellt mit Euren Aktionen und Erklärungen ein Klima der Angst her, das Diskussion und Auseinandersetzung innerhalb der Linken verhindert und letztlich die Grundlage für Heimlichkeit und Denunziation bildet.
(...) Niemand ist denunziert worden, aber die Randale für das prickelnde Lebensgefühl, attraktiv und preiswert in Kreuzberg, ist kritisiert worden.
Ihr beschwert Euch, daß eure Politik in die faschistoide Ecke gerückt werde - aber wie sollen denn der Davidstern und das Wort Jude an der Haustür der Man 97 verstanden werden?
Wir machen keine alternative Bürgerwehr und wollen uns auch nicht Eurer militärischen Sichtweise über die Lösung sozialer Konflikte annähern, aber wir werden unser Recht auf die Vertretung unterschiedlicher Ansichten gemeinsam verteidigen.
(...) Übrigens: Die Stiftung Randale-Test hat ermittelt: Nicht überall, wo Revolution draufsteht, ist auch Revolution drin!
Bernd, Oranienstraße, 1/36 (Benutzer verschiedener Fahrzeuge)
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