: Superwaschkraft
■ Dritte Bodenwaschanlage eingeweiht / Pilotprojekt läuft bis Februar / Nur ein Promille bleibt als Giftmüll übrig / Bausenator Nagel: „Ein Meilenstein“
Als einen „Meilenstein“ für den Umweltschutz bewertete Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) die dritte Anlage zur Sanierung von verunreinigtem Boden in der Stadt. Das Pilotprojekt wird ab kommender Woche bis Februar 1990 in Reinickendorf getestet. Mit der Anlage könnten Reststoffe von verunreinigten Böden auf ein Minimum reduziert werden, erläuterte Nagel gestern bei der Einweihung. Berlin verfüge damit als einziges Land der Bundesrepublik über drei funktionsgeprüfte Bodenreinigungsanlagen. Die anderen beiden Anlagen arbeiten in Neukölln auf dem Pintsch-Gelände und in der Bodenumschlagstelle an der Spandauer Nonnendammallee.
Wie erste Versuche ergeben hätten, lasse die Anlage von einer Tonne kontaminierten Materials nur 0,1 Prozent unverwertbarer Asche zurück. Die beiden anderen Berliner Anlagen könnten jeweils fünf bis zwölf Prozent nicht reinigen. Laut den Angaben der Betreiber kann die neue Anlage alle bekannten Schadstoffe herausfiltern.
Die Maschine ist von einer Berliner Baufirma entwickelt worden. In der Versuchsphase soll das Gerät die Reste aus den beiden bereits arbeitenden Anlagen aufarbeiten. Dabei werden Schadstoffe zunächst in einer Zentrifuge von dem nicht kontaminiertem Material getrennt. Nach einer Naßextraktion werden die verbleibenden Gifte gepreßt und einer Sondermülldeponie übergeben. Das Wasser bleibt laut Betreiber in einem Kreislauf, es entsteht kein Brauchwasser.
Die Entsorgung der verbleibenden giftigen Asche sei jedoch noch nicht geklärt. Vorläufig sollen die Reste auf einer Sondermülldeponie landen. Nagel räumte ein, daß die Verbringung in die DDR nur eine Notlösung sein könne. Die Anlage soll in den nächsten sechs Monaten pro Stunde fünf Kubikmeter Reststoffe reinigen.
Ein Problem stelle sich im nächsten halben Jahr, wenn der Senat einen endgültigen Standort für die Anlage finden muß. Der jetzige Platz auf dem Gelände der ehemaligen Berliner Kupfer-Raffinerie an der Flottenstraße sei nur vorläufig, hieß es.
Das Grundstück, auf dem die Anlage steht, hatte der Senat 1986 für rund 20 Millionen Mark erworben. Ungefähr 15 Millionen kostete die Sanierung des dortigen Bodens, wurde bei der Einweihung bekannt. Weitere neun Millionen zahle der Senat an Nebenkosten. „Aus heutiger Sicht ist der Preis nicht angemessen gewesen“, sagte der Senator. Zu dem in diesem Zusammenhang laufenden Verfahren bei der Staatsanwaltschaft gegen den Reinickendorfer Stadtrat Rainer Jaenichen (CDU), wollte sich Nagel nicht äußern.
dpa
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen