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Neue Evakuierungen verstrahlter Dörfer

■ Drei Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl müssen 3.000 Einwohner umgesiedelt werden

Moskau (dpa/taz) - Mehr als drei Jahre nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl müssen in der Sowjetunion weitere Dörfer evakuiert werden. Die Nachrichtenagentur 'Tass‘ meldete am Dienstag, daß insgesamt 3.000 Einwohner in der Region von Bryansk wegen der anhaltenden hohen Strahlenbelastung umgesiedelt werden. 'Tass‘ warf den sowjetischen Wissenschaftlern eine Unterschätzung der Strahlengefahr vor. Sie hätten den Einwohnern nach dem Unfall versichert, daß sie bleiben könnten, aber „das hat sich als falsch erwiesen“.

Die Dorfbewohner selbst haben die Evakuierung offenbar durch anhaltende Proteste selbst durchgesetzt, nachdem sich, so 'Tass‘, die Krankheitsrate in der Region in den letzten Jahren verdoppelt habe. Die Parteizeitung 'Sowjetskaja Rossija‘ berichtet, daß unter anderem Schilddrüsenkrebserkrankungen in auffälliger Zahl aufgetreten seien. Die Einwohner der betroffenen Dörfer, deren Zahl nicht genannt wird, durften seit dem Reaktorunfall weder ihre Felder bestellen noch ihre Sportanlagen benutzen. Die Milchproduktion war sofort eingestellt und die Tiere abtransportiert worden. Die gesamte Versorgung erfolgte über Lebensmitteleinfuhren aus anderen Gebieten.

Ein Betriebsleiter aus der Region, die sich immerhin 350km von Tschernobyl entfernt befindet, sagte laut 'Tass‘, die Radioaktivität in seinem Haus übersteige die zulässigen Grenzwerte um das Zehnfache, obwohl es entseucht worden sei. Dennoch seien die Einwohner immer wieder vertröstet, ihre Evakuierung verschoben worden.

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