piwik no script img

Auf Linie

■ Nach Informationen des Verfassungsschutzes wurde die SEW von der SED wegen ihrer China-Haltung gerügt

Der Berliner Verfassungsschutz hat gestern seine neuesten Erkenntnisse über die SEW veröffentlicht. Demnach hat die Westberliner Partei von Ost-Berlin einen scharfen Rüffel für ihre Haltung gegenüber China bekommen. Bei einem Treffen von Vertretern des ZK der SED und Parteiführern der SEW in Ost -Berlin sei die SEW „auf Linie gebracht worden“, so der VS.

Als Beleg führt der VS den plötzlichen Schwenk in der Berichterstattung der SEW-Zeitung 'Die Wahrheit‘ an. Am 19. Juni hatte das Blatt noch Kritik an den Ereignissen in China geübt und eine Erklärung der Parteibasis veröffentlicht, in der „Westberliner Kommunisten“ angesichts der Ereignisse in China „Bestürzung und Widerspruch“ äußern. Einen Monat später klang das völlig anders: Der SEW-Parteivorstand zeigte sich mit der Parteiführung in China solidarisch und erklärte: „Als Westberliner Kommunisten stehen wir an der Spitze der chinesischen Kommunisten, wir stehen an der Seite derer, die den Sozialismus in ihrem Land ökonomisch, politisch und ideologisch stärken wollen.“ Doch selbst dieses Umschwenken habe der DDR nicht ausgereicht, und es sei - laut VS - beim Treffen der Parteispitzen in Ost-Berlin zu einer Abmahnung der SEW gekommen.

Der SEW-Parteivorsitzende Ahrens ist über die Veröffentlichung des Verfassungsschutzes verärgert, zumal „unter einem rot-grünen Senat der Verfassungsschutz offenbar die gleichen Aufgaben wahrnimmt wie unter der CDU“. Die Behauptungen des VS seien im übrigen „Quatsch“, da die SEW von Anfang an die Linie der SED vertreten habe. „Wir sind einig mit der SED“. „Antisozialistische Kräfte“ hätten die Studentendemonstrationen für ihre Ziele benutzt. Das Motiv des VS, seine Erkenntnisse jetzt zu veröffentlichen, sollen nach Auskunft des Innensenats ganz einfach gewesen sein: „Wir hielten das für eine interessante Sache“, so Innensenatssprecher Henkel.

taz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen