Nach Raketenabrüstung Radaraufrüstung

Nach dem Abzug der Cruise-Missile-Raketen werden im rheinland-pfälzischen Hasselbach neue Radaranlagen stationiert / Die Anliegergemeinden befürchten eine neue US-Militärzentrale / Bundeswehrsprecher will nicht bestätigen noch dementieren  ■  Von Wolfgang Gast

Berlin (taz) - Die Konturen des US-amerikanischen Nachfolgeprojektes für den Cruise-Missile-Standort Hasselbach werden deutlicher. Nach 1991, wenn die Marschflugkörper aus der „Wünschheim Air Station“ abgezogen werden, sollen drei Einheiten der US-Luftstreitkräfte mit 491 Personen und etwa 300 Fahrzeugen zur Beobachtung und Koordination von taktischen Flugoperationen in Hasselbach stationiert werden. Das berichtete gestern der Gemeinderat Gerhard Lorenz unter Berufung auf einen nichtöffentlichen Informationstermin am Dienstag. Die Vertreter der Bundeswehr und der US-Streikräfte hätten dabei den örtlichen Kommunalpolitikern erklärt, daß sich Bonn und Washington auf ein Nachfolgekonzept geeinigt hätten. Danach sollen weitere 550 Soldaten, die zur Zeit in der Militärstation „Metro Tango“ an der Hunsrückhöhenstraße Dienst schieben, ebenfalls nach Hasselbach verlegt werde. Es handelt sich dabei um das Personal einer Fernmeldebodenstation der luftgestützten Aufklärung der Amerikaner. Auf Nachfragen, so Gemeinderat Lorenz, hätten die Vertreter aus dem Verteidigungsministerium ausgeführt, daß die drei Einheiten zur Luftaufklärung aus einem „Headquarter“ und zwei mobilen Radareinheiten bestehen sollen. Im weiteren Verlauf der Sitzung hätten die örtlichen Kommunalpolitiker zunehmend den Eindruck gewonnen, daß die neue Basis nicht der Nato, sondern direkt den Amerikanern unterstellt werden soll. Sie befürchten jetzt, daß die neue Station entgegen den offiziellen Verlautbarungen von erheblicher logistischer Bedeutung sein wird.

Einen weiteren Beleg dafür, daß in Hasselbach ein entscheidendes Zentrum der amerikanischen Militärstrategie entstehen soll, sieht Lorenz im Bau einer Datenauswertungszentrale im nur zwei Kilometer entfernten Goßberg. Die Bauarbeiten für den mehrere Etagen tiefen, erdversenkten Bunker sind bereits im Gange. Der Kostenaufwand dafür beträgt rund 45 Millionen Mark. „Goßberg und Hasselbach sind eine Einheit“, ist Lorenz überzeugt. Die kommenden Anlage werde „einen sehr viel höheren militärischen Stellenwert als die bisherigen“ haben. Der Bevölkerung werde dagegen vorgegaukelt, daß mit dem Abzug der Marschflugkörper die Bedrohung geringer werde.

Das Mainzer Innenministerium schreibt in seiner einzigen Stellungnahme, „daß jetzt Waffen durch Überwachungsanlagen ersetzt werden“. Und beim Abzug der Cruise-Missile-Raketen würden „wir Zeugen eines faszinierenden historischen Prozesses werden“.

In der WehrbereichsverwaltungIV in Wiesbaden bestätigte Major Behnke die Angaben über Einheiten und Truppenstärke, die nach 1991 stationiert werden sollen. Daß es einen Zusammenhang mit den Hasselbach-Planungen und dem Bau der Auswertungsation in Goßberg gebe, „kann ich nicht bestätigen“. Bisher sei alles nur Planung: „Fest steht lediglich, daß Hasselbach von amerikanischen Einheiten genutzt werden wird.“