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Frau Urmel ab ins Eis

■ Bundesdeutsche Frauenpower in der Antarktis / Forschungsstation für vierzehn Monate ohne Männer

Was wird die sowjetische Crew von der „Drushnaya 3“ erstaunt sein, wenn sie 'in Erinnerung an das letzte Jahr, pünktlich zum zweiten Weihnachtstag mit je einem Sack Kartoffeln und Gemüse an die Tür der Georg-von-Neumayer-Station klopft und neun

Frauen sie hereinbitten. Die Freude könnte spätestens dann getrübt werden, wenn ihnen die Kollegen Polforscherinnen aus der Bundesrepublik eröffnen, daß sie statt der erhofften Ration Bier und Wodka doch mit Kaffee und Schokolade vorlieb nehmen müssen. Der Polrevolte (noch niemals zuvor gab es in der Geschichte der Antarktis-Stationen eine rein weibliche Überwinterungs-Crew) ging die Palastrevolution im Alfred -Wegener-Instutut in Bremerhaven voraus. Mit Willensstärke und Bärenkräften müsse ausgestattet sein, wer der Natur im ewigen Eis trotzen möchte. Das war über Jahre unbestrittene Devise bei den Bremerhavener Verantwortlichen. Kein Wunder, daß die 9 Teams, die seit der Fertigstellung der Forschungsstation im Jahre 1981 Männern bestanden.

14 lange Monate werden die Frauen in der weißen Polarwüste verbringen. Am 15. Dezember

beginnt die Reise von Südamerika aus mit dem Forschungsschiff „Polarstern“. Bis dahin steht den Frauen noch ein intensives Vorbereitungsprogramm ins Haus. Das Spektrum reicht von der Sicherheitsschulung bis zum Gletschertraining in den Hochalpen. Unter Leitung der 34jährigen Ärztin Monika Puskeppeleit, die auch die Stationsälteste sein wird, fährt ein ganz junges Team ins Eis, um dort meteorologische und geologische Untersuchungen vorzunehmen. Forschungsschwerpunkte der Unternehmung: die drohende Klimakatastrophe und die Ursachen des Ozonlochs. Mit von der Partie sind gleich mehrere Absolventinnen der Hochschule Bremerhaven und zwei Windenergieanlagen.

Für das leibliche Wohl wird die 28jährige Ursula Weigel sorgen, die in Bremerhaven Lebensmitteltechnologie studiert. Im Unterschied zu den Herren Vorgängern bevorzugen die Neuen mehr ve

getarische Kost, packen statt Fleisch und Bier lieber Kaffee und Schokolade ein. Ob sie damit allerdings im Naturalientausch bei den benachbarten Teams aus der DDR, Südafrika und der Sowjetunion begehrte Handelspartnerinnen werden, scheint zu bezweifeln.

Susanne Baumert (31) und Susanne Korhammer (31), die eine Systemanalytikerin und als Funkerin weltmeererprobt, die andere Diplomingenieurin, vervollständigen die Bremerhavener Fraktion.

Zu den ständigen Beobachtungsobjekten der Crew werden neben den obligaten Pinguinen, Robben und Walen vor allem der Krill stehen. Von der Erkundung des Lebenszyklus dieses Kleinstlebewesens, das am Beginn der Nahrungskette steht, verspricht sich das Wegener-Institut aufschlußreiche Daten über den Zustand des Ökosystems Antarktis.

anh

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