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K O M M E N T A R Naßforsche Lüge

■ Justiz überführt Senator nach drei Jahren

„Polizei schützt Neo-Nazis mit dem Knüppel“ titelte die taz nach dem FAP-Aufmarsch im Januar 1987 und belegte es mit Fotos und Zeugenberichten. „Der Senat hält das polizeiliche Einsatzkonzept für richtig und erfolgreich. Seine Qualifizierung als 'gewalttätiges Vorgehen‘ weist der Senat zurück.“ Mit diesen Worten begegnete der damalige Innensenator Kröning zehn Tage später in der Bürgerschaft den Vorwürfen der taz. Die Polizei habe lediglich ihre „gesetzliche Pflicht erfüllt“, der Einsatz sei sogar „ausgesprochen gelungen“ gewesen.

Fast drei Jahre brauchte die Bremer Justiz, um den Senator der Lüge zu überführen. Trotz der eindeutigen Belege in der taz hatten Polizei und Staatsanwaltschaft nicht etwa gegen den Neo-Nazi-Aufmarsch oder die Polizisten, sondern gegen einen einzelnen Gegendemonstranten ermittelt. Der verprügelte Punk wurde verurteilt, als Zeuge gegen den prügelnden Polizisten wurde er nie befragt. Wäre der Polizist im Gerichtssaal nicht so naßforsch aufgetreten wie er damals im Mannschaftswagen zuschlug - der Fall wäre nie geklärt worden. Und der Senator hätte mit seinem ebenso naßforschen Polizistenlob recht behalten.

Dirk Asendorpf

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