Schwarze Kunst

■ Einfärben des Satzes: Abkreischen/Abklatschen/Ballenmeister/Bengel

Einfärbendes Satzes

Bei dem Wort Abkreischen mag man an Jauchzen und Jubilieren denken. Doch weit gefehlt. Das übliche Lösungsmittel für alle Druckfarben, der Firnis, wurde vor der Verwendung diesem Vorgang unterzogen. Das ging aus der Sicht des Jahres 1743 so vor sich:

„Wenn nämlich das dazu bestimmte Leinöl in dem kupfernen Farbesiedekessel ins Kochen gekommen, so nimmt man einige Stückchen Brod oder Semmeln, die nicht frisch gebacken, sondern schon Tag und Nacht alt sind, steckt sie an einige dünne lange Spieße, die von Tannenholz geschnitzt sind, hält sie einige Minuten lang in das kochende und wallende Leinöl, oder so lange, bis man bemerkt, daß diese Brodstückchen dadurch etwas braun geworden und sich voll kochendes Leinöl gesaugt haben, oder von diesem fast ganz durchdrungen sind.... Die Drucker pflegen das auf obige Art ins kochende Leinöl gehaltene und damit durchzogene Oelbrod zu essen... es ist an sich der Gesundheit nicht schädlich, im Gegentheil behaupten einige, daß es schwindsüchtigen Personen sehr heylsam sey, und erzählen, daß schon mancher Schwindsüchtige durch den Genuß desselben geheilt worden.“ Wegen der unangenehmen Dünste wird sich dennoch keiner gefreut haben, wenn er abzukreischen hatte.

Abklatschen hat nichts mit dem Brauch gemein, sich durch Klatschen in die Hände einen Tanzpartner zu ergattern, es geht um nichts Geselliges, sondern um technische Vorgänge, die gründliche Fachkenntnisse erfordern.

Die Schriftgießer reden von Abklatschen, wenn sie in Holz oder Metall gestochene Ornamente mit Blei abgießen, um sie zum Druck verwendbar zu machen. Die Buchdrucker hingegen nennen einen Abklatsch den vorläufigen Abdruck eines Bogens, der erst noch auf Fehler durchgesehen wird, bevor der Druck beginnen kann. Manchmal sprach man auch von Abnudeln, denn es wurde zuweilen ein Abziehgerät verwendet, das einem Nudelholz ähnlich war: ein eiserner Zylinder mit zwei Handgriffen, um ihn über den Satz rollen zu können. Später nannten einige Drucker selbst die modernen Schnellpressen Nudel.

Auch der Ballmeister hatte nichts mit Tanzen und Bällen zu tun. Korrekter hieß er Ballenmeister oder auch Preßmeister und sein Amt wird deutlich, wenn man die Bedeutung von Ballen im Druckergewerbe kennt: „Ballen, Balles, sind bey denen Buchdruckern ausgestopffte lederne Küssen mit höltzernen Handgriffen, womit sie die Farbe auf die Formen zum Abdruck bringen.“

Den Bengel kräftiger angreifen - das bedeutete nicht etwa, mit einem Lehrjungen strenger umzugehen, sondern mit der Buchdruckerpresse besser zu arbeiten. Die Aufforderung ging an den Preßmeister, der den Hebel der Presse - den Bengel zu betätigen hatte. Der vom Ball(en)meister eingefärbte Drucksatz schlug sich um so deutlicher auf dem aufgelegten Druckbogen nieder, je kräftiger der Bengel gehandhabt, eben angegriffen wurde.

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