„Gescheiterter Putschist“

■ CDU-Parteitag: Heftige Proteste aus Baden-Württemberg nach der Abwahl Lothar Späths aus CDU-Präsidium / Geißler: „Schwerer Schaden für die Partei“

Berlin (dpa/afp/taz) „Unglaubliche Schweinerei, die sollen sich jetzt ihre Wahlen alleine gewinnen“. Die überraschende Niederlage des letzten mit absoluter Mehrheit regierenden Ministerpräsidenten der CDU bei dem Wahlen zum Parteipräsidium, Lothar Späth, hat die Parteitagsdelegierten aus Baden-Württemberg zutiefst getroffen. Ein Teil der Südwestler zog gleich am Dienstagmorgen Konsequenzen und packte seine Koffer. „Für uns ist der Parteitag zuende“.

Aus Stuttgart meldete sich Oberbürgermeister Manfred Rommel mit einer heftigen Rüge an die Mehrheit der Delegierten: Die Abwahl Späths sei „unmöglich“ und schade dem Präsidium mehr als dem Ministerpräsidenten. Ins selbe Horn stieß auch das neugewählte Präsidiumsmitglied Heiner Geißler: die Abwahl Späths sei „ein schwerer Fehler“. Gerade profilierte Leute wie den Stuttgarter Ministerpräsidenten hätte die Partei dringend nötig.

Doch der Mann auf den es ankommt, hielt sich bedeckt. Der wiedergewählte Parteivorsitzende Kohl mochte die Niederlage seines schärfsten Konkurrenten nicht kommentieren. Prominente Reformer vermuteten bei der Abwahl Späths denn auch eine geschickte Regie aus dem Kanzleramt.

Angeblich hätten mehere Landesverbände, mindestens aber Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen vorab vereinbart, gemeinsam für ihre Kandidaten zu stimmen. Doch während Blüm als NRW-CDU Vorsitzender das beste Ergebnis einfahren konnte, fiel Späth durch. Prompt schrien die Südwestler Verrat: Man brauche doch nur die Stimmen nachzuzählen und wisse was passiert sei. Andere Delegierte hatten eine lakonischere Erklärung parat: „Wer erfolglos putscht, wird bestraft“. Späth selbst sah sich dagegen am Dienstag als Opfer eines übergroßen Harmoniebedürfnisses der Union.

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