Übergabe mit Panne

■ Westberliner Polizei wird Lösegeld an Hertie-Erpresser nicht los / Belgische Kollegen machen Chaos komplett

Berlin (taz) - Die Westberliner Polizei hat am Freitag ihren belgischen Kollegen demonstriert, wie man hierzulande mit Lösegelderpressern umgeht: Man verwirrt sie. Drei Beamte der Berliner Polizei waren in Köln in den Zug nach Brüssel gestiegen, um den Erpressern des Berliner Kaufhauskonzerns Hertie 5,2 Millionen Mark auszuhändigen. Die Belgier, ihrerseits fest entschlossen, den tüchtigen Deutschen zu zeigen, daß wahre Professionalität ein Gladbeck in ihrem Lande ausschließt, hatten ein umfangreiches Aufgebot an Polizei, Hubschraubern und Bahnbediensteten am Brüsseler Hauptbahnhof, dem Gare du Midi, postiert.

Dieses Empfangskomitee hatte den Hilferuf der deutschen Kollegen allerdings falsch verstanden und sich auf die mögliche Beendigung einer originären Geiselnahme vorbereitet: Mehrere Polizeihubschrauber verfolgten den Zug bis in die Hauptstadt, ein Bahnbediensteter hatte zusätzlich den Notruf betätigt, woraufhin auch nichteingeweihte Polizeistreifen mit Lalülala an den Ort des Geschehens spurteten. Die belgischen Behörden waren bereit, den Bombenlegern, auf deren Konto mehrere Anschläge auf Westberliner Hertie-Kaufhäuser gehen, das Handwerk zu legen.

Die deutschen Beamten jedoch hatten es sich anders überlegt und waren irrtümlich eine Station vor dem Hauptbahnhof ausgestiegen - sehr zum Erstaunen der Kollegen, die den Dreien inkognito als Schutz mit auf den Weg gegeben waren. Diese brachten die Eisenbahn zwar wenige Kilometer weiter zum Halten, um das Rendezvous mit den Erpressern doch noch zu ermöglichen. Zu der Geldübergabe kam es dann jedoch nicht mehr: Die Empfänger hatten inzwischen vorgezogen, das Weite zu suchen.

Hera