: Wir sind Spitze. Basta.
■ Bürgerschaft debattiert „aktuell“ Musikfest und Gröpelinger Drogen
Bedauerlich sei es schon, so begann die FDP-Abgeordnete von Schönfeldt ihren Beitrag in der „Aktuellen Stunde“, daß zehn Tage vor Beginn des Bremer Musikfestes noch immer der Streit nicht begraben sei. Kritik im Detail sei sicherlich angebracht, aber nun gelte es, gemeinsam „für ein gutes Gelingen“ einzutreten. So boten CDU und FDP dem Bremer Senat den kulturpoltischen Schulterschluß an - nachdem die grüne Abgeordnete Helga Trüpel das von ihrer Fraktion beantragte Thema einer Kritik unterzogen hatte, die an Deutlichkeit wenig zu wünschen übrig ließ.
„Unsolide finanziert, schlecht und teuer organisiert, ein kultureller Wasserkopf, eine Provinzposse“ - das seien die Besonderheiten des Bremer Musikfestes, stellte Trüpel fest. Bildungssenator Franke warf sie vor, die fehlende Million zur Deckung des Festival-Etats aus dem Schulhaushalt entwendet zu haben. Zu einem Zeitpunkt, als die Temperaturen in den Schulturnhallen abgesenkt werden, um Heizungskosten zu sparen und in der Stadt nicht genügend MusiklehrerIn
nen beschäftigt werden können. „Ein unakzeptables Mißverhältnis“ zwischen Hoch- und Breitenkultur attestierte die grüne Abgeordnete der Kulturpolitik. Mehr als deutlich werde hier, so Trüpel, „daß Imagewerbung zum eigentlichen Zweck werde“. Überdies sei das Programm der Veranstaltung keineswegs originell: „Was andere längst machen, einfach zu kopieren, ist provinzielle Politik einer Möchte-Gern -Großstadt.“ Motto des Senats, so die Abgeordnete abschließend: „Avanti Dilettanti.“
„Frau Doktor Trüpel - wenn Sie sich die Mühe gemacht hätten“ - ganz im Stile Loriots inszenierte Kultursenator Franke seine Replik auf die Anwürfe. Daß das Musikfest als Teil einer „in der Bundesrepublik einmaligen sozio -kulturellen Konzeption“ auch im Dienste kommunaler Wirtschaftsförderung steht und mehr als nur das Image der Hansestadt befördern soll, daraus machte Franke keinen Hehl. „Wir führen als Bundesland einen Überlebenskampf und diese Konkurrenz“, so der Kultursenator, „können wir nicht als graue Maus
gewinnen.“ - „Außerdem“, wertete Franke das umstrittene Festival auf, „ist die Musikfest-Konzeption ein wirkliches Novum und wird von den Musikfreunden aus aller Welt als außerordentliches Ereignis wahrgenommen.“ Sein Fazit: „Das Fest hat Format. Es ist für Bremen nötig.“ Basta.
Mit einer eher lustlos geführten Debatte, in der alle Fraktionen mit Argumenten „wie gehabt“ vors Parlament traten, wurde die zunehmende Drogenkriminalität in Gröpelingen abgehandelt. CDU, FDP und SPD forderten vom Innensenator verstärkte Polizeipräsenz vor Ort und die sofortige Abschiebung wegen Drogenhandels straffällig gewordener Ausländer. Die Grünen plädierten für Streetworker, Spritzentausch und eine Beratungsstelle mit Cafe. Daß so wenig Neues angesichts der „explosionsartig gestiegenen Drogenfälle in Gröpelingen“ aus dem Politikermund sprudelte, begründeten manche mit der morgigen Landtagsdebatte, die sich ausführlich dem Drogenproblem widmen soll.
anh
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