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Becker: Die DDR wird zur Enklave

■ Der Berliner Schriftsteller Jurek Becker über die DDR, die SED, die Opposition und die Massenemigration

Berlin (taz) - Der heute in West-Berlin lebende Schriftsteller und DDR-Staatsbürger Jurek Becker sieht die Gründe für die Massenflucht aus der DDR nicht vorrangig im Materiellen. Viel entscheidender sei der „Verlust an Hoffnung, daß man bald mitsprechen und so an seiner Situation etwas ändern kann“. Die Abkoppelung der DDR von der Reformbewegung in Osteuropa werde „mit Grausen gesehen“, sagte Becker der taz. Die DDR bilde sich zu einer realsozialistischen Enklave und ziehe eine zweite Mauer um sich.

Optimistisch schätzt er die Reformchancen ein, fürchtet allerdings, „daß es vorher eine Lawine von Repressalien und Zwängen geben wird“. Durch die Unterdrückung von Opposition und Widerspruch bringe die DDR sich selbst um alle Chancen: „In der DDR braucht man um Meinungen nicht zu werben. Die eine Meinung ist richtig, alle anderen sind verboten, Ende.“ Das Furchtbarste, was die DDR sich angetan habe, sei die Tatsache, daß sie Oppositionsmeinungen nur über die West -Medien ins Land lasse.

Die Geduld mit der Regierung ist für Becker aufgebraucht. „Wohin führt es denn, immer wieder den Psychiater zu spielen, das verhaltensgestörte Politbüro auf die Couch zu legen und immer wieder nach den Motiven für sein seltsames Tun zu forschen?“ fragt der Schriftsteller. Interview auf Seite 11/12

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