: Markenzeichen: Skurrile Komik
■ Preston Sturges - Pionier des Autorenfilms / Eine kleine Retrospektive der WDR
Der Name des Hollywood-Regisseurs Preston Sturges ist hierzulande wohl nur einigen wenigen Cineasten und Filmhistorikern bekannt. Nicht nur als einer der ersten Autorenfilmer innerhalb des Studiosystems der US -amerikanischen Filmindustrie verdient er größere Aufmerksamkeit, sondern auch als Autor frecher Filmsatiren, die so gar nicht in das Bild passen wollen, das wir uns heute von Hollywood-Filmen aus der zweiten Hälfte der vierziger Jahre machen, von den Musicals, Kriegs- und Asphaltepen. Preston Sturges hieß mit bürgerlichem Namen Edmund P. Biden und wurde 1898 in Chicago geboren. Seine Eltern schickten ihn auf europäische Schulen. Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete er unter anderem als Songschreiber, Erfinder und als Autor von Broadway-Stücken. Von der Theatermeile New Yorks wechselte er nach Hollywood, wo er etliche Drehbücher verfaßte, die von Regisseuren wie Rouben Mamoulian, William Wyler, Mitchell Leisen oder James Whale verfilmt wurden.
1940 inszenierte Sturges erstmals selbst eines seiner Bücher unter dem Titel The Great McGinty, eine vergleichsweise hanebüchene Parodie auf Gangsterfilme und den Film Noir. Sturges‘ Debüt war erfolgreich, und in rascher Folge drehte er weitere Spielfilme. Allein im Jahr 1941 führte er bei drei Filmen Regie, die trotz der fließbandartigen Herstellungsweise eindeutig seine Handschrift tragen. Sturges verband in seinen besten Filmen die körperbetonte Komik der Slapstick- mit den spritzigen Dialogen der Screwballkomödie und hielt der spießigen amerikanischen Gesellschaft einen satirischen Spiegel vor. Dabei ließ er gängige Erfolgsrezepte völlig außer acht, folgte keiner Mode, sondern verließ sich ganz auf seine eigene Originalität. Chaos, Absurdität und skurrile Figuren waren Markenzeichen seiner frühen Werke, desgleichen die Besetzung der Hauptrollen gegen die seinerzeit gültigen Images der jeweiligen Darsteller. So ließ er beispielsweise den „Cowboy“ Joel McCrea und die verruchte Blonde Veronika Lake in komödiantischen Rollen auftreten. 1944 verließ Sturges die Paramount-Studios. Seine Produktivität ließ nach, sowohl was die Menge, aber auch was die Qualität betrifft. Frühere Erfolge stellten sich nicht mehr ein, und Sturges zog sich nach Frankreich zurück. 1958, ein Jahr vor seinem Tod, gab er noch einmal ein Gastspiel als Schauspieler in dem Film Paris Holliday.
Nachdem Der große McGinty (1942) bereits zu sehen war, wird heute die kleine Retrospektive des WDR mit Sullivans Reisen (1941) um 22.45Uhr fortgesetzt. Am 4.Oktober geht es dann mit Die Falschspielerin (1941) und am 18.Heil dem siegreichen Helden (1944) weiter. Ein Porträt des Regisseurs am 28.September um 23.30Uhr ergänzt die Filmreihe.
Harald Keller
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