: Lehnstuhlreisen
■ Helmut Domkes: "Spaniens Norden"/ Johannes Spiegelschmitt: "Spanien - Reisen und Begegnungen" / Wanderführer Spanien / "Der Jakobsweg"
Noch immer ist es ein Buch, das die Maßstäbe setzt, wenn über den Camino de Santiago gesprochen wird. Helmut Domkes Spaniens Norden (Prestel-Verlag München 1987) wird nicht zu Unrecht immer wieder neu aufgelegt, beschreibt der Autor doch mit großer Sachkenntnis das kulturhistorische Erbe des Mittelalters. Auch die genauen Beschreibungen von Teiletappen des Pfades, die mit historischen Anekdoten und Anmerkungen gewürzt sind, haben nichts an Aktualität verloren. Leider jedoch kann der Autor auf manche Bewertungen von Menschen und Begebenheiten nicht verzichten, die mehr über ihn selbst verraten als über den Gegenstand seiner Betrachtung. Wenn er von einer Zigeunerin spricht, die nur gewaschen zu werden braucht, um ihre Schönheit herauszuschälen, kann dem Leser nur noch übel werden.
Sehr interessant das Buch Spanien - Reisen und Begegnungen (Förtner & Kroemer, Köln 1988), in dem der ehemalige taz -Redakteur Johannes Spiegelschmitt eine Übersicht über spanische Regionen zu geben versucht und auch aktuelle politische Zusammenhänge nicht ausspart. Sein Kapitel über Galicien und den Jakobsweg sind sehr lesenswert, versucht doch der Autor nicht auf den eingefahrenen Interpretations schienen zu bleiben, sondern eigene Überlegungen zu betonen. Wichtig die Hinweise auf die vorchristliche Geschichte der heiligen Stätten. Seine Anspielungen auf esoterische Zusammenhänge bleiben jedoch zu vage, um in der vorliegenden Form die Horizonte der Leser zu erweitern.
Ein regelrechter Wanderführer ist bislang nur in spanischer Sprache erschienen. Auf 180 Seiten enthält der Guia del Peregrino - El Camino de Santiago (Editoril Everest S.A., Madrid 1985) Wegebeschreibungen, detailreiche Karten und Unterkunftsverzeichnisse. Kurze Angaben zu den Sehenswürdigkeiten vervollständigen das Buch.
Das Secretaria General de Turismo hat in Deutsch die Broschüre Der Jakobsweg herausgegeben. Das Büchlein informiert über die Geschichte des Pilgerpfades, gibt touristische Hinweise und beschreibt kurz die Wanderetappen. Den spanischsprachigen Wanderführer kann diese Broschüre nicht ersetzen, dazu sind die Wegbeschreibungen zu ungenau, zudem fehlen Informationen zu Übernachtungsmöglichkeiten.
Erich Rathfelder/taz-Reise
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