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K O M M E N T A R „Nur“ Konsum?

■ Die Entspannungspolitik ist vom DDR-Volk blamiert

Ein paar Jahre nach dem Bau der Mauer begann der „Realismus“ sich durchzusetzen in der Deutschlandpolitik: Schrittchen für Schrittchen sind die „ewig Gestrigen“ stiller geworden, die Kinder der Vertriebenen integrierten sich in die bundesrepublikanische Gesellschaft, „Entspannungspolitik“ sollte Handelskontakte erleichtern, dem DDR-Regime die äußere Bedrohung nehmen und innere Sicherheit geben. Die konservative Koalition setzte die sozialliberale Politik im wesentlichen fort.

Das DDR-Volk hat aber nicht mitgespielt. Alle Ansätze von Liberalisierung, alle Verbesserungen des Lebensstandards haben den Hunger nur vergrößert. Die „Freiheit„-Rufe aus den Sonderzügen gen Westen müssen alle diejenigen beschämen, die einmal gesagt haben: „Denn geht es doch relativ gut.“ Da nur die Konsum-Interessen zu sehen, ist vordergründig und dumm. Das DDR-System hat es nicht geschafft, die Menschen zu motivieren: Nur wo die Arbeit keinen Sinn macht und für Vergnügen kein Ort ist, springen Leute auf den fahrenden Zug. Das Gesellschaftssystem der DDR hat sich hinter der Mauer verschanzt und ganz elementar versagt. Die „ewig Gestrigen“ haben das immer schon gesagt.

Klaus Wolschner

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