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Die BVG plant weiße U- und S-Bahnzüge

■ Der erste Doppeltriebwagen der S-Bahn wird neu gespritzt / BVG-Sprecher Döpfer meinte: „Das ist nur ein Denkanstoß“ / Die „Interessengemeinschaft Eisenbahn und Nahverkehr“ fühlt sich übergangen und ist empört, hat aber auch keine neuen Farbkonzepte

Die „Interessengemeinschaft Eisenbahn und Nahverkehr“ (IGEB) hat der BVG vorgeworfen, daß diese „ein von den Fahrgästen bis hin zum Bundespräsidenten kritisiertes Farbkonzept stillschweigend weiterverfolgt“. Der von traditionsbewußten Ex-Reichsbahnern getragene Verband ist sauer und fühlt sich bei der Farbdiskussion übergangen. Obwohl die BVG nach Protesten ihr Design-Konzept für weiße Busse und Bahnen vorerst einmal zurückgestellt hat, läßt sie trotzdem den ersten von insgesamt 41 neuen Doppeltriebwagen der S-Bahn weiß spritzen.

Entsprechende IGEB-Informationen bestätigte auf Anfrage der bei der BVG für den Bereich Technik und Bau zuständige Direktor Helmut Döpfer. Um ein neues Farbkonzept weiter überlegen zu können und um Zeit für das gegebenenfalls notwendige Neulackieren einer ausreichenden Anzahl von Zügen zu haben, brauche man so früh wie möglich einen Musterzug. „Die Farbe Weiß“, so Döpfer zur taz, „sei frisch, ein optischer Neubeginn, ein Denkanstoß für weitere Planungen.“ Nicht dementieren wollte Döpfer taz-Mutmaßungen, wonach die neuen Wagen leichter als bisher von unbestellten Graffitis zu „säubern“ sind. Bis auf die Mustertriebwagen werden momentan aber alle anderen der derzeit bei Reinickendorfer Wagenunion gebauten Doppeltriebwagen die alte Farbkomposition Rot-Gold erhalten, aber auch das paßt der IGEB nicht. Indem die BVG auf eine veränderte Farbaufteilung verzichte, solle das in der Öffentlichkeit kritisierte Weiß offensichtlich aufgewertet werden. Das Designbüro Lindinger hatte vorgeschlagen, die Waggons an der Vorderseite aus Gründen der Ästhetik und auch wegen der optischen Signalwirkung vollständig rot zu lackieren.

Man sei keineswegs gegen eine Farbdiskussion, erklärte der Verband. Diese müsse aber „öffentlich und nicht nur in der Direktionsetage der BVG“ geführt werden. Eingesetzt werden sollen die neuen S-Bahnfahrzeuge zunächst auf der Wannseebahn. Döpfer rechnete im April/Mai 1990 mit dem Beginn der Serienlieferung.

thok/taz

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