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Auto als Waffe

■ RadfahrerInnen demonstrierten mit „City-Karawane“ für mehr Rücksicht und Sicherheit

Die EinkaufsbummlerInnen blieben unbeeindruckt; der Autoverkehr ging seinen gewohnten, stockenden Gang, während die RadlerInnen vom ADFC mit einer „City-Karawane“ am Samstag auf dem Kudamm für mehr Rücksicht und Sicherheit der RadfahrerInnen im Straßenverkehr demonstrierten.

Trotz des überraschend sonnigen Wetters konnte der Fahrradklub bloß rund 50 bis 100 FahrradfreundInnen zum Wittenberger Platz mobilisieren, wo die Demo startete. Mehr als die politischen und moralischen Forderungen an die motorisierten VerkehrsteilnehmerInnen überwog die Darstellung kurioser Selbstbaumodelle aus den Bastelstuben der Fahrradfreaks.

Vor allem selbstgebaute und bemalte Dreiradkonstruktionen, teilweise mit Anhänger, dominierten das Bild der Veranstaltung. Auf Stelltafeln, die auf großen Anhängergestellen mitgeführt wurden, informierte der BUND zugleich über seine derzeit laufende Ausstellung „Alptraum Auto“, die noch bis zum 15.November im Rathaus Charlottenburg zu sehen ist. In einem vom Senat finanzierten Faltblatt mit einer Auflage von 200.000 Exemplaren appellierte der ADFC an die AutofahrerInnen, die Sicherheitsinteressen des Radverkehrs zu berücksichtigen. „Der Abstand zum Radfahrer kann nie groß genug sein mindestens 1,5 Meter“, lautet darin eine der zahlreichen Empfehlungen. Denn, so betont der Fahrrad-Club, „der Radler, der schwächere Verkehrsteilnehmer, ist verletzlicher als der Autofahrer“, weil er keine blecherne „Knautschzone“ um sich herum habe.

Viele RadfahrerInnen fühlten sich durch schnell fahrende Autos bedrängt und seien verängstigt, kritisiert der ADFC. Viele AutofahrerInnen benutzten ihr Fahrzeug gar „als Waffe“, um RadfahrerInnen abzudrängen (allerdings können auch fahrräder als waffe benutzt werden. zu beobachten an haltestellen, wo mit sturmklingel munter in die wartende menge reingebrettert wird. sezza). Schnell vorbeirauschende Autos können beim verunsicherten Radfahrer zu unvorhersehbaren Reaktionen führen. Deshalb „lieber langsam fahren“, so der Appell. Auch sollten die Kfz-FahrerInnen nicht gleich aggressiv werden, wenn Fahrräder trotz vorhandenen Radwegs die Fahrbahn benutzen. Denn Radwege seien oft unbrauchbar oder gefährlich. Parkende Autos, zahlreiche Baustellen, Scherben und Schneehaufen im Winter blockierten nicht selten die Radwege. „Da bleibt dem Radfahrer nur noch die Fahrbahn zum Ausweichen.“

Rainer Kreuzer

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