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Die Präventivkriegslüge

■ Oder: Vom immerwährenden Versuch, die deutsche Schuld zu halbieren - Ein Nachtrag zur „Historikerdebatte“

Michael Schneider

In seinem in der angesehenen 'Historischen Zeitschrift‘ abgedruckten Aufsatz Krieg im Frieden und Frieden im Krieg zeichnet Klaus Hildebrand (Professor für Neuere Geschichte an der Universität Bonn) das Bild einer sowjetischen Außenpolitik, das sich - seinen machtpolitischen und expansiven Zielen nach - vom Bild Hitlerscher Kriegspolitik im Grunde kaum unterscheidet. Zwar bleibt der deutsche Überfall auf die Sowjetunion auch bei Hildebrand ein „Überfall„; doch behauptet der Bonner Professor, ohne dafür nähere Belege zu erbringen, daß „Hitlers Deutschland und Stalins Sowjetunion Kriegszielprogramme verfolgten, die Autonomie besaßen und auf Dauer dem Konflikt gar nicht entgehen konnten... Eigenständig begegnete dem nationalsozialistischen Eroberungsprogramm das ebenfalls weit gespannte, spätestens seit dem Jahre 1940 festliegende Kriegszielprogramm Stalins.“ Hildebrand bemüht das Bild zweier totalitärer Zwillinge - Deutschland und Sowjetunion -, deren Krieg als unausweichliche Naturnotwendigkeit hingestellt wird, wobei es dann eigentlich nur noch eine Frage der Taktik ist, wer als erster losschlägt.

Nichts kann der Absicht, auf diese Weise die deutsche Schuld zu halbieren, dienlicher sein als ein scheinbar unparteiischer sowjetischer Autor, der sich vor den Karren der deutschen Entlastungswünsche spannen läßt. So wurden die „Enthüllungen“ des einstigen Generalstäblers und Offiziers des sowjetischen militärischen Geheimdienstes Viktor Suworow von konservativen Historikerkreisen in der Bundesrepublik mit einem triumphalen Beifall aufgenommen, als habe man nun endlich den lange erwarteten „Kronzeugen“ für die Stimmigkeit der „Präventivkrieg„-These gefunden. Suworow, der sich 1978 nach England abgesetzt hat und sofort in den Dienst des britischen Secret Service getreten ist - in der Sowjetunion wurde er in seiner Abwesenheit zum Tode verurteilt -, wundert sich in seinem (soeben auch auf Deutsch erschienenen) Buch Der Eisbrecher - Hitler in Stalins Kalkül, „warum man Hitler für einen Aggressor hält, Stalin dagegen für ein Opfer“. Denn Stalin habe die Faschisten beharrlich und nachdrücklich in den Krieg gehetzt. Den Gipfel dieser Bemühungen stelle der Molotow -Ribbentrop-Pakt vom August 1939 dar, der Hitler Handlungsfreiheit in Europa garantiert und die Schleusen für den Zweiten Weltkrieg geöffnet habe. Ja, Hitler habe den sowjetischen Kriegsplan (der angeblich für den 6.Juli 1941 festgesetzt war) vereitelt und „den sowjetischen Führern nicht erlaubt, ihren Krieg so zu führen, wie sie das vorgesehen hatten“.

Daß Suworows Thesen inzwischen zum Medienereignis werden konnten, verdankt sich nicht ihrer Plausibilität, sondern allein dem deutschen Entlastungsbedürfnis. Der sowjetische „Kronzeuge“ ist nämlich außerstande, auch nur einen einzigen stichhaltigen Beweis für Stalins Angriffswillen zu erbringen. So muß er sich denn auf so obskure Quellen beziehen wie eine nur mündlich überlieferte Bankettrede Stalins im Kreml am 5.Mai 1941 (vor Absolventen der Militärakademie), über die zudem vier verschiedene Versionen kursieren, sowie auf die Aussagen, die der ehemalige Generalstabschef des Heeres Franz Halder nach dem Krieg bei einer Vernehmung durch einen amerikanischen Untersuchungsrichter zu Protokoll gegeben hat. Halder wertete, aus durchschaubaren Gründen der eigenen Entlastung, den massierten Aufmarsch sowjetischer Truppen an der sowjetischen Westgrenze kurz vor Kriegsbeginn als „Offensivmarsch“. Dabei hatte derselbe Halder in seinem Kriegstagebuch von 1941 noch von Herzen bedauert, daß „Rußland alles tun (werde), um den Krieg zu vermeiden“.

Während sich die deutsche Historikerzunft noch in den sechziger Jahren über die „Kriegsschuldfrage“ bezüglich des Ersten Weltkriegs erbittert zerstritt, gab es bis vor kurzem keinen Zweifel an der deutschen Alleinschuld am Zweiten Weltkrieg, den Rußlandfeldzug einbegriffen. Die Kette der Beweise ist in der Tat lückenlos: Akten der Reichsregierung, Protokolle über „Führerbesprechungen“ mit den Generalen, das Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht und des Generalstabschefs des Heeres, Aufmarsch- und Angriffspläne gegen die Sowjetunion - beginnend im Juli 1940, die „Führerweisung“ Nr.21 für die Operation „Barbarossa“ vom 18.Dezember 1940, zahllose historische Studien und Memoiren und zuletzt die Goebbels-Tagebücher.

All diese Dokumente bestätigen, daß Hitler im Sommer 1940, nach dem Blitzsieg über Frankreich, alle Vorbereitungen für die Verwirklichung seines lange gehegten Plans traf, „Sowjetrußland in einem raschen Feldzug niederzuwerfen“, wie er es bereits in Mein Kampf angekündigt hatte: „Deutschland wird entweder Weltmacht oder überhaupt nicht sein. Zur Weltmacht braucht es jene Größe, die ihm in der heutigen Zeit die notwendige Bedeutung und seinen Bürgern das Leben gibt... Wenn wir aber heute in Europa von neuem Grund und Boden reden, können wir in erster Linie nur von Rußland und die ihm untertanen Randstaaten reden.“ Angesichts dieser vielfach belegten Tatsachen muß Hitlers Entschluß zum Angriffskrieg gegen die Sowjetunion unabhängig von den politischen und militärischen Aktionen Stalins betrachtet werden.

Die sowjetische Außen- und Deutschlandpolitik hat lediglich Hitlers taktische Erwägungen, vor allem seinen Zeitplan beeinflußt. So hat er sich durch den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt die nötige Rückendeckung für den Polenfeldzug, später für seinen Frankreich-Feldzug verschafft; auch hat das geheime Zusatz- bzw. Teilungsprotokoll, das Hitler freie Hand in Westpolen und in Südosteuropa gab und dafür Ostpolen, das Baltikum und Bessarabien unter Stalins Herrschaft brachte, zur Stärkung und Expansion des Dritten Reiches, zum Ausbau seiner militärischen und strategischen Vormachtstellung in Europa wesentlich beigetragen. Allerdings - und dies unterschlägt Suworow - haben auch die Westmächte Frankreich und Großbritannien sich zuvor Hitlers Expansionsgelüsten opportunistisch angepaßt, indem sie beim Münchner Abkommen von 1938 die Tschechoslowakei auf dem Altar ihrer „Appeasement„-Politik geopfert haben. Auch verschweigt Suworow (ebenso wie die meisten westlichen Historiker), daß sich die britische und französische Regierung beharrlich geweigert haben, mit der Sowjetunion einen Nichtangriffspakt abzuschließen.

Dagegen handelt es sich um reine Demagogie, wenn die aus dem deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt resultierende territoriale Neuverteilung zwischen dem Deutschen Reich und der UdSSR als „Beweis“ für deren Offensiv- und Angriffsbereitschaft gewertet wird. So zynisch der zwischen Ribbentrop und Molotow ausgehandelte Länderschacher auch war, ein Beweis für ein „sowjetisches Kriegszielprogramm“ gegenüber Deutschland läßt sich daraus beim besten Willen nicht schmieden. Die expansive sowjetische Außenpolitik während dieser kurzen Zeitspanne ebenso wie das mißglückte militärische Abenteuer des russisch-finnischen Winterkrieges beweisen allenfalls, daß Stalin im Grunde die alte zaristische Außenpolitik verfolgte und den Status quo ante, d.h. das russische Reich in den Grenzen von 1917 wiederherzustellen suchte, als sowohl Finnland, das Baltikum, Ostpolen wie auch Bessarabien noch zum zaristischen Rußland gehört hatten.

Schon der erste Bearbeiter der deutschen Angriffspläne, Generalmajor Erich Marcks, konstatierte in seinem am 5.August 1940 vorgelegten „Operationsentwurf Ost“ ironisch: „Die Russen werden uns nicht den Liebesdienst eines Angriffs erweisen.“ Und der Generalstabschef des Heeres Franz Halder notierte in seinem Kriegstagebuch am 22. Juli 1940: „Es liegen keine Anzeichen für russische Aktivität uns gegenüber vor.“ Und am 5. Mai 1941: „Rußland wird alles tun, um den Krieg zu vermeiden.“ Da dies der Wirklichkeit entsprach, wurde deutscherseits zuletzt die „Feindlage„-Karte gefälscht, um Hitlers „Präventivkrieg„-Lüge zu untermauern. Diese gefälschte Karte wurde dann in Berlin der Presse vorgelegt - als Beweis für die „Gefährlichkeit des sowjetischen Aufmarsches“.

Die Sowjetunion war zum fraglichen Zeitpunkt nicht nur zu einer Großoffensive unfähig, sie war auch - und dies wußten die Nazis genau! - in ihrer Verteidigungsfähigkeit außerordentlich geschwächt. Die viel zu hoch gesteckten Planziele, die immer neuen Säuberungswellen, die damit verbundene Eliminierung von Fachkräften und Experten, die infolgedessen absinkende Arbeitsproduktivität hatten auch den sowjetischen Verteidigungssektor schwer in Mitleidenschaft gezogen. Zwar konnte die Sowjetunion während des dritten Planjahrfünfts einzelne Spitzenleistungen in der Waffenproduktion erbringen, doch die typischen Begleiterscheinungen Stalinscher Industrialisierung wie Fehlplanungen, Produktionsengpässe, Stagnation und Desorganisation in vielen Branchen nicht beseitigen. Dies führte zur eklatanten Verzögerung bei der Ausstattung der Streitkräfte etwa mit Transportmitteln, Funkgeräten, Munition usw. und zur gefährlichen Vernachlässigung des Aufbaus einer entsprechenden Infrastruktur wie Flugplätze, Straßen, Befestigungsanlagen usw.

Geradezu verheerend für die Verteidigungsfähigkeit der Roten Armee aber haben sich die Großen Säuberungen in den Streitkräften ausgewirkt. Betroffen waren davon rund 65 Prozent der höheren Offiziersgrade. Drei von fünf Marschällen, 60 von 67 kommandierenden Generälen, sämtliche acht Admirale erster und zweiter Klasse, insgesamt etwa 40.000 Offiziere fielen dem Stalin-Terror zum Opfer. In keinem Krieg, den Zweiten Weltkrieg eingeschlossen, hat irgendeine Armee der Welt derartige Verluste an hohen und höchsten Offizieren erlitten wie in den „Friedenszeiten“ des Stalinschen Terrors.

Die Folge davon war, daß in den Augen der britischen Militärs der Bündniswert der sowjetischen Streitkräfte auf ein Minimum gesunken war. Im Sommer 1939 hielt man im Westen die Rote Armee für völlig demoralisiert, trotz ihrer quantitativen Stärke an Material und Soldaten. Auch wenn die NS- und Wehrmachtsführer aus propagandistischen Gründen gegenüber den deutschen „Volksgenossen“ unablässig das Schreckbild einer stets angriffsbereiten Sowjetunion suggerierten, so waren sie doch über die Führungsschwäche der Roten Armee, die vor allem eine Folge der Stalinschen Säuberungen war, genau unterrichtet. Schon am 5.Dezember 1940 erklärte Hitler gegenüber Brauchitsch und Halder, die sowjetische Armee sei „führerlos“, und: „Der Russe ist uns waffenmäßig unterlegen wie die Franzosen.“ Halder war sich eines Blitzsieges im Osten genauso gewiß wie Hitler und Goebbels, der mit einem nur vierteljährigen Krieg im Osten rechnete. Und Ribbentrop erklärte am 15.Juni 1941, eine Woche vor dem Überfall, seinem italienischen Kollegen Ciano: „Wenn wir angreifen, wird das Rußland Stalins in acht Wochen von der Landkarte gewischt sein.“ So sprachen Leute, denen eine Reihe von Blitzsiegen so zu Kopf gestiegen war, daß sie die eigene militärische Kraft zwar total überschätzten; aber so sprachen keine Leute, die sich von der Sowjetunion derart bedroht fühlten, daß sie ihr „präventiv“ zuvorkommen mußten.

In welche Beweisnot die Verfechter der „Präventivkrieg„ -Hypothese bei dieser Sachlage geraten und wie sie gleichwohl versuchen, die geschichtliche Situation von 1941 auf den Kopf zu stellen, führt auf schon groteske Weise Suworow vor. Gerade die Verteidigungsschwäche der Roten Armee, u.a. die Tatsache, daß sie es unterlassen hatte, die geplante „Molotowlinie“ entlang der deutsch-sowjetischen Demarkationslinie zu befestigen, gilt ihm als „zwingender Beweis“ für ihre angebliche „Offensivbereitschaft“: „Truppen, die sich auf eine Verteidigung vorbereiten, graben sich ein, das ist eine unumstößliche Regel... versperren zunächst die Räume, über die der Gegner seinen Angriff vortragen wird, sie riegeln die Verkehrswege ab, errichten Stacheldrahtverhaue, heben Panzergräben aus, errichten Verteidigungsanlagen und Deckungen hinter den Wasserhindernissen. Doch die Rote Armee tat nichts dergleichen.“

Aus der Fahrlässigkeit Stalins in Sachen Grenzsicherung und Landesverteidigung seine Angriffsbereitschaft ableiten zu wollen, das ist genauso absurd und hirnrissig, als würde man einem Hausbewohner, der seine eigene Tür nicht verriegelt hat, unterstellen, daß er beim Nachbarn habe einbrechen wollen. Bereits im Jahr 1939 waren die Konstruktionspläne für den Bau des sowjetischen Panzers T34, der die deutschen Soldaten später das Fürchten lehren sollte, fix und fertig. Aber Stalin hat die Serienproduktion dieses kampfstarken Panzers damals nicht in Auftrag gegeben, weil er sich durch den Abschluß des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes in einer trügerischen Sicherheit wiegte. Die Nazi -Propagandathese von der Angriffsbereitschaft der Sowjetunion, der Hitler nur zuvorgekommen sei, gewinnt, ein halbes Jahrhundert später, auch dadurch nicht an Plausibilität, daß sie nun von einem sowjetischen Autoren und Konvertiten vorgetragen wird, der vom sowjetischen zum britischen Geheimdienst überwechselte. Sie wird im übrigen durch das nachweislich defensive Verhalten der Sowjetunion im letzten Jahr vor dem Überfall voll widerlegt.

Als Hitler sich am 10.Mai 1940 mit 136 Divisionen im Westen engagierte, ließ er im Osten des Reiches und im besetzten Polen nur vier aktive Infanterie- und neun Landesschützendivisionen zurück; die Rote Armee hätte, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen, nach Berlin marchieren können, tat es aber nicht - ein Argument, das u.a. der deutsche Botschafter Graf Schulenberg gegenüber Hitler vergebens vorbrachte, um ihn von der defensiven Haltung der Sowjetunion zu überzeugen. Dagegen nahmen die Offensivaufmärsche der deutschen Armeen im Osten immer bedrohlichere Formen an. Im Frühjahr 1941 waren deutsche Truppen in Finnland eingesickert, in Rumänien und Bulgarien einmarschiert; sie hatten Jugoslawien im Handstreich niedergeworfen, mit dem die Sowjetunion gerade einen Freundschaftsvertrag geschlossen hatte; schließlich kamen sie den Italienern zu Hilfe, die Griechenland angegriffen hatten, aber ohne deutsche Hilfe nicht weiterkamen. Hitler hatte sich zudem die Nickelvorkommen in Finnland und die Ölquellen in Rumänien gesichert. Kurzum: Er hatte, binnen weniger Wochen das Angriffsglacis gegen die Sowjetunion besetzt.

In dieser heiklen und bedrohlichen Situation schlossen die sowjetischen Truppenverbände näher zur deutsch-sowjetischen Grenze auf und bildeten in den Räumen Bialystok und Lemberg „operative Konstellationen“, die in Suworows Darstellung als Speerspitzen einer angeblich geplanten sowjetischen Großoffensive erscheinen. Daß Stalin gleichzeitig auf Appeasement-Kurs ging, um Hitler ja nicht zu provozieren, unterschlägt Suworow natürlich. Die sowjetischen Öl-, Rohstoff- und Getreidelieferungen an das Reich - sie waren im ersten Quartal ins Stocken geraten, stiegen sprunghaft an und blieben auf ihrem Höchststand bis zum Tag des deutschen Überfalls. Noch am 13. Juni veröffentlichte die sowjetische Nachrichtenagentur 'Tass‘ eine von Stalin selber verfaßte Erklärung, in der er sämtliche Gerüchte über einen angeblich bevorstehenden Krieg zwischen Deutschland und der UdSSR als „völlig grundlos“, ja, als „erlogen und provokatorisch“ zurückwies. Als die deutschen Truppen dann im Morgengrauen des 22. Juni die Sowjetunion überfielen, zögerte Stalin mit dem Schießbefehl, denn er glaubte an eine „Provokation seitens einiger undisziplinierter Einheiten der deutschen Armee“.

Ungeachtet aller Warnungen - von Staatsmännern wie Winston Churchill, deutschen kommunistischen Agenten wie Richard Sorge und Widerstandsgruppen wie der „Roten Kapelle“ - hielt er einen deutschen Angriff, solange England nicht geschlagen war, für ausgeschlossen. Daß Hitler einen Zweifrontenkrieg riskieren würde, der Deutschland schon 1917/18 in die Niederlage geführt hatte, konnte sich Stalin, der in Begriffen traditioneller militärischer Logik dachte, nicht vorstellen. Seine „Fehlannahme“ bezüglich Hitlers militärischer Strategie (die in der Tat so hasadeurhaft war, daß sie jeder militärischen Logik widersprach) war auch die Ursache dafür, daß die Verteidigungsstellungen der Roten Armee entlang der deutsch-sowjetischen Demarkationslinie nicht rechtzeitig ausgebaut worden waren. Die Rote Armee, die „auf der ganzen Linie überrascht“ wurde (wie Halder selbst am 22.Juni 1941 in seinem Kriegstagebuch vermerkte), mußte diese Fehlannahme freilich teuer bezahlen. Denn sie verlor schon in der ersten Doppelschlacht von Bialystok und Minsk an die 300.000 Soldaten, zahllose Geschütze, Panzer und Flugzeuge. Die Ursachen für das unbeschreibliche Desaster hat Generalmajor Grigorenko denn auch nach dem Krieg klar benannt: „Wir haben alles getan, was unsere Verteidigung geschwächt hat, und alles vernachlässigt, was sie gestärkt hätte.“

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