Die Internationale der Ölpest-Opfer

„Exxon Valdez“, „Amoco Cadiz“ - ein Kampf: Öl-Opfer aus Alaska und der Bretagne wollen sich zusammenschließen / Ölpest-Opfer treffen sich zum Austausch in der Bretagne  ■  Aus Paris A. Smoltczyk

Paris (taz) - Verschmutzte aller Länder, vereinigt euch. Um eine Internationale der Tanker-Opfer zu gründen, hat der Bürgermeister des bretonischen Städtchens Ploudalmezeau seine Kollegen aus Valdez, Cordova und Kodiak, den vom „Exxon Valdez„-Unglück am meisten betroffenen Gemeinden Alaskas, zu sich nach Hause eingeladen.

Weil den Betroffenen in der Regel ziemlich egal ist, ob der Dreck, der an Lachsen und Austern klebt, der Marke „Exxon“ oder „Amoco“ zuzurechnen ist, wollen sich die Regionen über ihre Erfahrungen mit Spätfolgen und Gerichtsbarkeit austauschen.

Nach dem Schiffbruch der „Amoco Cadiz“ 1978 sind die nordbretonischen Austernfischer ungewollt zu juristischen Versuchskaninchen geworden: Wie kann der Schaden bemessen werden, den 220.000 Tonnen Rohöl in einem Fischereigebiet anrichten?

„Wir haben bisher keinen Centime Entschädigung gesehen“, sagt Ploudalmezeaus Bürgermeister Alphonse Arzel. „Die Exxon -Opfer haben aus unseren schlechten Erfahrungen gelernt und es besser gemacht.“ Während Exxon mehr oder weniger willkürlich „big bucks“ über Alaska ausschüttete, befand ein Richter aus Chicago im September, daß die Bretonen von ihrer Regierung schon genug Entschädigung erhalten hätten. Doch die Pariser Gelder deckten nur den entgangenen Fang der Saison 1978. Nicht jedoch die ausgebliebenen Gewinne der nächsten vier, fünf Jahre, als bretonische Austern wie Tankstellenschläuche schmeckten. Anfang November gehen die Bretonen in Revision, und erhoffen sich von ihren transatlantischen Leidensgenossen Tips im Umgang mit Gerichten und Ölmultis.

Nach einer Exkursion zum 300 Kilometer langen Tatort wird morgen ein Kolloquium über ökologische Spätfolgen, über Prävention und Entschädigung stattfinden, zu dem Wissenschaftler von beiden Seiten des großen Wassers eingeladen sind.