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UNRWA-Protest gegen Razzien

Mehrere Einrichtungen der UNO-Organisation für Palästina-Flüchtlinge in den besetzten Gebieten durchsucht / Das UNO-Hilfswerk protestiert gegen die Razzien und Verhöre  ■  Aus Tel Aviv Amos Wollin

Das UNO-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) hat dagegen protestiert, daß mehrere seiner Büros am vergangenen Mittwoch zur Zielscheibe von Razzien israelischer Soldaten wurden. Dabei wurden Dokumente beschlagnahmt und UNRWA -Mitarbeiter sowie örtliche Angestellte verhört. Die UNRWA beklagte sich vor allem darüber, daß Grenzpolizisten bei einer Razzia in ein Verteilungszentrum für Nahrungsmittel in Dir el Ballah im Gaza-Streifen einbrachen und Listen mit den Namen der Empfänger von Hilfsleistungen in vier palästinensischen Flüchtlingslagern kassierten. Ein hochrangierer Verteter der israelischen Sicherheitsbehörden erklärte dazu, die UNRWA müsse dankbar sein, daß sie unter dem Schutz Israels arbeiten dürfte. Kein UNRWA-Mitarbeiter genieße jedoch im Falle illegaler, gegen den Sicherheitsapparat gerichteter Aktivitäten Immunität. „Wenn wir vermuten, daß von einer der Abteilungen der UNRWA in Judäa, Samaria und dem Gaza-Bezirk Aktivitäten ausgehen, die unsere Gesetze verletzen, wird es Durchsuchungen geben“, erklärte der Beamte. Die ersten Prüfungen der in Dir el Ballah beschlagnahmten Unterlagen haben nach Angaben der Sicherheitsbehörden jedoch keine Hinweise auf illegale Handlungen ergeben. Demgegenüber hieß es in militärischen Kreisen, bei den Durchsuchungen sei umfangreiches Propagandamaterial gefunden worden. Die Razzien waren von der Armee damit begründet worden, daß die UNRWA die Intifada unterstütze und sich an „feindlichen, anti-israelischen Aktivitäten“ beteilige. Genannt wurden die Unterstützung palästinensischer Gefangener, finanzielle Hilfen für deren Familien und Leistungen für Palästinenser, die keinen Flüchtlingsstatus hätten. Es ist nicht das erste Mal, daß UNRWA-Einrichungen von Repressalien betroffen sind. Beispielsweise sind unter den Schulen, die kürzlich wieder von den Behörden geschlossen wurden, auch mehrere UNO -Einrichtungen.

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