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Ist das Tempodrom zu laut?

■ Das Tempodrom sieht sich in seiner Existenz bedroht / Die Umweltsenatorin will die Ausnahmegenehmigung für Konzerte einschränken

„Wenn es bei der Entscheidung bleibt, daß wir nur noch zwei bis drei Musikveranstaltungen im Monat zugelassen bekommen und es bis zum 15.November nicht zu einem Kompromiß kommt, dann machen wir das Tempodrom zu“. Mit diesen Worten ging gestern die Geschäftsführerin des Tempodrom, Irene Moessinger, in die Offensive. Der Hintergrund: das Tempodrom bekommt zunehmend Schwierigkeiten mit dem Umweltsenat, weil sich ein paar Anwohner aus der einen halben Kilometer entfernten Lüneburger Straße über nächtliche Ruhestörung beschweren. Aus diesem Grunde mußte in dieser Woche erstmals ein Konzert ins Quartier Latin verlegt werden, weil die zuständige Abteilung für Lärmschutz der Umweltverwaltung keine Ausnahmegenehmigung erteilt hatte. Gleichzeitig wurde dem Tempodrom in dem Schreiben der Lärmschutzabteilung des Umweltsenats angekündigt, daß für die kommende Saision geplant sei, nur noch „höchstens drei laute Veranstaltungen“ in den Zelten zuzulassen. Außerdem sollten die Veranstaltungszeiten künftig auf 22Uhr begrenzt werden.

Für Irene Moessinger bedeuten diese Auflagen den „Tod“ des Tempodrom. Eine Reduzierung der Konzerte würde laut Moesinger auch das „aus“ für die Open-air-Cafeteria bedeuten, weil die Musikveranstaltungen die wirtschaftliche Grundlage für den gesamten Betrieb sind. Nach Angaben der Geschäftsführerin liegt der Gesamtumsatz für die Konzerte jährlich bei rund 500.000Mark. In Hinblick darauf, daß bislang pro Jahr rund 50 ausnahmegenehmigungsbedürftige Konzerte stattgefunden haben, hat das Tempodrom jetzt einen Kompromißvorschlag ausgearbeitet. Demnach will man für das kommende Jahr nur noch 30 Ausnahmegenehmigungen fordern, die fünftägige Veranstaltungsreihe „Heimat-Klänge“ soll allerdings unberührt bleiben. Für den entstehenden Ausfall wird ein „Verlorenen-Zuschuß“ in Höhe der ausgefallenen Konzerte gefordert.

Der Sprecher der Umweltsenatorin, Thomas Rogalla, versicherte auf Nachfrage, daß das Tempodrom „auf jeden Fall erhalten bleiben soll“. Die Darstellung des Tempodroms, daß künftig nur noch zwei bis drei Ausnahmegenehmigungen erteilt werden sollten, sei „falsch“, weil eine endgültige Entscheidung noch gar nicht gefallen sei. Es werde auch weiterhin Ausnahmegenehmigungen für Konzerte geben, die „der Bedeutung des Tempodrom angemessen seien“. Auf eine konkrete Zahl wollte sich der Umweltsprecher allerdings nicht festlegen, sondern deutete nur vielsagend an, „die Einigung kann nur in einem Kompromiß liegen“.

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