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Keine Klarheit über Ursachen

Remscheid: Untersuchung der Böden an der Absturzstelle des US-Jagdbomber ergaben erhöhte Werte an PCB / Experten sehen aber keine Verbindung zu den Hauterkrankungen der AnwohnerInnen / Stadt nimmt Strahlenmessungen vor / War Uran an Bord?  ■  Von Bettina Markmeyer

Essen (taz) - Trotz erhöhter PCB-Werte hat eine erste Analyse von Bodenproben keine Klarheit über die Ursachen der Hauterkrankungen bei über 20 Remscheider BürgerInnen gebracht, die in der Nähe der Absturzstelle des US -Jagdbombers wohnen. Die Münsteraner Gesellschaft für Arbeitsplatz- und Umweltanalytik (GfA) hatte drei Boden- und eine Grasschnittprobe sowie eine Probe von Brombeeren auf Dioxine, Kohlenwasserstoffe, Hydrazin und PCB untersucht. Zwar wurden Spuren der Gifte in allen Proben gefunden, doch lägen die Werte nicht signifikant höher als die allgemeine Vergiftung bundesdeutscher Böden. Ein deutlich erhöhter PCB -Wert fand sich in der Bodenprobe, die unmittelbar an der Absturzstelle eines Triebwerks der verunglückten Thunderbolt genommen wurde. PCB könne aber auch hier nicht die Ursache der Hautkrankheiten sein, befand eine etwa 30köpfige Expertenrunde, die am Donnerstag im Düsseldorfer Gesundheitsministerium über den Ergebnissen der Untersuchung brütete.

Daß aber ein Zusammenhang zwischen dem Großbrand nach dem Absturz der amerikanischen Militärmaschine und den rätselhaften Hauterkrankungen in Remscheid besteht, davon scheint inzwischen auch die NRW-Landesregierung auszugehen. Noch am Freitag wurde auf Weisung des Gesundheitsministeriums ein Grundstück an der Dominicusstraße mit Oberflächenmeßgeräten auf radioaktive Strahlung untersucht, für weitere Strahlenmessungen im Labor nahm die Zentralstelle für Sicherheitstechnik Bodenproben. Damit erhält die Vermutung neue Nahrung, nach der der US -Bomber Uran an Bord gehabt haben könnte, entweder als Bestandteil der Geschoßummantelungen oder als Teil der Flugzeugkonstruktion selbst.

Aufschluß darüber können aber nur die sogenannten Sicherheitsdatenblätter geben, die Herstellerangaben über die Militärmaschine und alle an Bord befindlichen Stoffe wie Schmieröle und Munition enthalten. Diese liegen bei den amerikanischen Militärbehörden. Angefordert werden müßten sie vom Bundesverteidigungsministerium, das dazu bisher jedoch keinerlei Neigung zeigt, obwohl es von der Stadt Remscheid bereits mehrfach und dringlich „um Mithilfe“ gebeten wurde. Darüberhinaus blockiert die Weigerung der Hardthöhe weitere Untersuchungen.

Einstweilen versucht man in Remscheid und Düsseldorf, die Diagnose der Hautausschläge zu präzisieren. Die erkrankten RemscheiderInnen können sich bei einem Hautspezialisten untersuchen lassen, außerdem soll ihr Blut analysiert werden. Ungewißheit und Angst allerdings kann ihnen niemand nehmen.

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