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Bald Biermann back?

Emigrierten Künstlern werden Gespräche angeboten  ■ E R E I G N I S D D R

Schon am 14. November soll es in der Samariterkirche soweit sein: Wolf Biermann wird auf Einladung von Schriftsteller Lutz Rathenow und Pfarrer Eppelmann ein Konzert geben, so hoffen jedenfalls die beiden. Die Aussichten dafür sind nicht schlecht, weil Vizekulturminister Peter Lorf frühere Entschlüsse überdenken und allen emigrierten Künstlern Gespräche anbieten möchte. Dies sagte er gestern in Leipzig.

Auch die Filmschaffenden sind im revolutionären Fieber. Sie wollen auf einem Kongreß ihre Arbeit neu überdenken. Es steht aber danach nicht zu erwarten, daß die Filmer ab in die Produktion geschickt werden, wie es nun der Stasi droht. 385 Altspitzel sollen nämlich ab sofort den Arbeitskittel überstreifen. Vielleicht kommen die 232 Exschnüffler, die als LKW-Fahrer eingesetzt werden, noch einmal davon und dürfen ihre schicken Lederjacken nebst Westjeans anbehalten.

Weiterhin konstruktuv dialogisiert die FDJ, indem sie für Neuwahlen für die Kommunalparlamente eintritt, und zwar subito. Der Vorwurf der Wahlfälschung soll nicht mehr erhoben werden können. Darüber hinaus wird ein Gesetz zur Zulassung von Parteien und gesellschaftlichen Organisationen verlangt.

Nach der Bestätigung der Anmeldung für die Legalisierung des Neuen Forums sind Bärbel Bohley und Jutta Seidel froh. Auch die anderen Gruppierungen sollten ihrer Ansicht nach abgedruckt im CDU-Organ 'Neue Zeit‘ - legalisiert werden. Zugleich kündigt das Neue Forum die Gründung einer unabhängigen Zeitung an.

Die Provinz ist nach wie vor Motor der Umgestaltung. In Neubrandenburg waren es am Mittwoch 25.000, in Limbach -Oberfrohna (soll im Bezirk Karl-Marx-Stadt liegen) über 15.000 und sogar in Frankfurt (Oder) über 2.500. Auch in Neubrandenburg wurde der Ruf nach freien Wahlen laut.

Eindeutig den Plan überbietet die DDR, wenn sie, wie vorgesehen, die Auflage des 'Sputnik‘ auf 300.000 importierte Exemplare anwachsen läßt. Das vor einem Jahr verbotene Sowjetblatt, dessen Verbot damals die Gemüter erregte, könnte nun aber auf weniger Interesse stoßen. Wer will noch die weißen Flecken in der UdSSR-Geschichte lesen, wenn die eigenen womöglich im 'Neuen Deutschland‘ aufgedeckt werden?

Um weiße Flecken anderer Art geht es den Gewerkschaftern in der Ostseestadt Binz. Die wollen nämlich alle Ferienheime des FDGBs zusammen mit ihren Kneipen, Restaurants und Sportstätten für die gesamte Bevölkerung zugänglich machen. Prost!

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