: Frau Irene schweigt u.a. zu Heribert Sasse
Frau Irene SCHWEIGT u.a. zu Heribert Sasse
Immer breitärschigere, übrigens ausschließlich männliche, Bevölkerungsgreise werden derzeit auch in der Kohllose West -Berlin vom Morbus Bundeskanzleriani erwischt, einer heimtückischen Krankheit, deren verheerende Auswirkung hauptsächlich darin besteht, daß die von ihr Befallenen nicht rechtzeitig hinweggerafft werden und so vor den Augen ihrer gequälten Umwelt einen schier endlosen Tod nicht sterben.
Dabei fängt alles ganz harmlos an: Erst ist nur ein kleiner Pritt-Stift-Fleck am Hosenboden - in der Regel noch mit Frischwasser auswaschbar. Dann ziehen sich beim Aufstehen immer öfter und immer dickere Leimfäden zwischen Gesäß und Sessel und korrespondierend dazu Schleimschnüre zwischen Ober- und Unterlippe, Vorder- und Hinterbacke. Und schließlich: eines Tages verkleben Arsch und Möbel des Besessenen völlig zur Gesitzfläche und zwingen den Patienten („der Geduldige“) zum weiteren Lebensweg im Stuhl-Gang. So breit, so grausig.
Griff die Krankheit bisher vorliegend auf Politiker über, so hat sich mittlerweile die Risikogruppe stark in Richtung Kulturbetriebsangestellte unterschiedlichen Genres, aber einheitlich mittleren Alters verlagert.
Neuestes prominentes Opfer: Heribert Sasse („Ich sasse an einem Feuerbach“). Während etwa Intendant Hans Neuenfels jüngst freiwillig seinen Stuhl nahm und sich selbst als geheilt aus der Freien Volksbühne entlassen hatte, ist des Kollegen Sasses Entsesselung am Schiller-Theater offenbar weniger erfolgreich verlaufen. Denn: Ein Rückfall in die Sitzkissen droht.
Nachdem Untodeskandidat Sasse ja schon einmal eine Wiedergeburt erleben mußte, als er vom gleichnamigen Renaissance-Theater ins nahegelegene Schiller-Theater umgesetzt wurde, meint er offenbar, es führte ihn jetzt konsequenterweise sein Stuhlgang in die Freie Volksbühne, wo er sich demnächst gerne wieder nicht in die Nesseln, jedoch gerne anderen vorsetzen würde. Wie sagt doch der Volksmund: „Bei dem pupst's wohl.“ Abgesehen davon, daß das natürlich einfach schlechter Stuhl ist, ein solches Sessel-Wechsel -Dich-Spiel.
Dann ja lieber noch Petra Eschberg oder Petra Stoltzenberg (Vornamen von der Redaktion quotiert), die als fahrende Theatervorsitzer gerne aus Bonn oder aus Heidelberg herüberrotieren würden. Denn bei Strafe ewigen Wieder-Wieder und Wieder-Stands gilt angesichts der drohenden totalen Verstuhlung der Berliner Kultur folgender Rechtsgrundsatz: Nachsitzen strengstens untersagt.
Gabriele Riedle
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