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Festung Europa nimmt Gestalt an

■ Einigung über Konvention zum Schutz der Interessen der EG / EG-Visum wird erwogen / Bonner Haltung zu Schengener Abkommen verärgert Partnerstaaten / Bonn soll DDR raushalten

Paris (afp) - Die Innen- und Justizminister der EG haben sich am Freitag in Paris auf den Text einer Konvention geeinigt, mit der sich die Mitgliedsstaaten verpflichten, gegenüber illegalen Einwanderern die Interessen „des Staatsgebietes der Zwölf in seiner Gesamtheit“ zu verteidigen. Außerdem wurde die Ausarbeitung eines Abkommens vereinbart, um Asylanträge in jedem einzelnen Land „gemeinschaftlich und zufriedenstellend“ zu behandeln. Ferner erwägen die Zwölf die Einführung eines gemeinsamen Visums der EG-Mitgliedsstaaten.

Bundesinnenminister Schäuble hatte am Morgen vor der Presse betont, die EG-Länder seien sich darin einig, die Wanderungsbewegungen durch einen Abbau der wirtschaftlichen Spannungen in Osteuropa, eine gesetzliche Harmonisierung für den europäischen Binnenraum sowie eine bessere Lösung der Probleme der Dritten Welt möglichst zu verhindern. „Zuzugsbegrenzende“ und „aufenthaltsbeendende“ Maßnahmen gegen illegale Einwanderer seien notwendig. Für Kontrollen von Personen aus Drittstaaten an den innerdeutschen Grenzen seien besondere Ausländerübergänge denkbar. Bonn habe diesbezüglich Kontakt zur DDR aufgenommen.

Der Bundesinnenminister warb bei seinen europäischen Kollegen um Verständnis für die Bonner Entscheidung, die ursprünglich für den 15. Dezember geplante Unterzeichnung des Zusatzprotokolls zum Schengener Abkommen über die Öffnung der Binnengrenzen zwischen Frankreich, der Bundesrepublik und den Beneluxstaaten aufzuschieben. Die Unterzeichnung des Abkommens soll nach dem Wunsch von Bundeskanzler Kohl im Frühjahr nachgeholt werden.

Die französische Europaministerin Edith Cresson hat Nachverhandlungen unter den fünf Partnern des Schengener Abkommens ausgeschlossen, wenn die Bundesrepublik nicht darauf verzichte, dabei das Problem der DDR anzuschneiden. Die Ministerin warf den Deutschen vor, unbedingt die DDR in das Schengener Abkommen miteinbeziehen zu wollen. Ziel der Vereinbarungen sei es jedoch, die Freizügigkeit von Personen innerhalb von fünf Ländern zu ermöglichen und nicht die deutsche Frage zu erörtern, unterstrich Frau Cresson. Sollte die Bundesrepublik auf ihren Forderungen bestehen, bestehe die Gefahr, daß sich „alles blockieren“ werde. Bonn müsse seine Haltung ändern.

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