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MUSEALER KAOMA-QUARK

■ Lambada: Knackärsche und Backkünste

Lambada ist, wenn öffentlich-rechtlichen Kameramännern ihre Optik zwischen die Beine rutscht. Lambada ist, wenn Patrick Swayzee als Mulatte wiederaufersteht. Lambada ist die letzte Verwurstung der Stretching-Mode. Lambada ist korrekte Schamhaarrasur, Ethno für Hundert-Komma-6, Negerdödel und Frauen ohne Hose, kurz: wie der Deutsche sich den fröhlichen Wilden wünscht und eigentlich out, out out. Weil heute aber morgen schon gestern ist, wurde dankenswerterweise bereits im vergangenen Jahr, einen Tag vor Silvester, das erste deutsche Lambada-Museum eröffnet. Es heißt „Bäckerei -Konditorei Lambada“ (Stehcafe) und tritt die Nachfolge des von der Geschichte erledigten Museums am Checkpoint Charlie an, wo bekanntlich ja auch Backwerk und Mohrentrank ausgeschenkt werden. Die Lage der Konditorei „Lambada“ kann durchaus mithalten: in der Schöneberger Straße, zwischen Bartholdy Park und Anhalter Bahnhof, in einem noch nicht ganz fertiggestellten postmodernen IBA-Bau, Ziegel-Beton-Mix mit Glasbaustein und bunten Rohren als Zierrat. Die rechte Umgebung für den Ewigkeitswert „Lambada“.

Die Silvesterdeko hängt noch, Luftschlangen und -ballons baumeln an eine etwa DINA4-großen Reproduktion von Caspar -Davids berühmtem Krüppelbaum im Abendlicht. Ansonsten sind die Wände noch wohltuend weiß, Möblage in heller Kiefer, Null-Beschallung. Im Angebot der übliche Bürobedarf von Lila Pause bis Henkell Trocken, Highlight das Forellenfiletbaguette für vier mark achtzig. Wo ist Lambada? Cetin Kaya (19), Besitzerin des Stehcafe-Hits, vertröstet noch: „Morgen kriege ich den Recorder, und dann geht's los.“ Fortan solle dann den ganzen Tag über Lambada laufen. Außerdem verspricht sie, daß demnächst ein handgemaltes, riesiges Plakat die Wand mit den Kiefertischchen zieren wird. Derweil werden Produkte der Aktion „Kinder malen ihren Lieblingskuchen“ die Lücke füllen. Über die Namensgebung weiß Kaya nicht allzuviel zu sagen. „Das Lied hat mir einfach gut gefallen.“ Für den Fall, daß der Ohrwurm mal ausgebohrt hat, macht sie sich keine Sorgen: „Wenn's out ist, dann ist's out, das ist doch mit allen Namen so.“ Hoffen wir das Beste. Vielleicht wird „Lambada“ ja auch ein Klassiker wie „Pink Panther“ oder „Merlin“. Diese Namen waren übrigens auch im Gespräch.

kotte

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