: Bei Lord verdient Südafrika mit
■ Verschachtelt unverdächtig hat eine südafrikanische Mutter die Mehrheit bei Brinkmann
Wer Lord raucht, kann sich nicht nur in dem „extra„-Gefühl sonnen, der zahlt nicht über seinen Steueranteil die Krankenhaus-Betten für Lungenkrebs - er leistet auch eine kleine Kapital-Hilfe für südafrikanische Aktionäre: die Bremer Tabak-Firma ist nämlich 100prozentige Tochter von „Rothmans International“, und die ist seit seit dem Herbst 1989 wieder mehrheitlich im Besitz der Schweizer Holding „Compagnie Financiere Richement“. Die Richemont ist eine Kreation der südafrikanischen Rembrandt-Gruppe, die Kapitalbeteiligungen im Apartheids-kritischen Ausland mit einem unverdächtigen Anstrich versehen will.
Bei der Martin Brinkmann-AG setzt man voll auf diese Karte. „Wir haben ausschließlich mit Engländern zu tun“, dementiert der Pressesprecher Doms in Bremen. Über Kapitalbeteiligungen würde die Tochter-Firma auch hauptsächlich in der Zeitung lesen. Und er verweist darauf, daß der neue Richmont-Manager für Europa ein Kannadier ist.
Seit 1972 gibt es die südafrika
nische Mehrheits-Beteiligung an der Brinkmann -Muttergesellschaft. Ein paar Jahre lang hatte die Philip Morris Anteile übernommen und bis 1989 die Beteiligung der südafrikanischen Firma unter die 50% gedrückt. Wegen einer Kartell-Entscheidung des europäischen Gerichtshofes konnte Philip Morris aber keinen Einfluß auf die Geschäftspolitik von Rothmans nehmen und stieß die Anteile nun wieder ab. Es ändere sich also nichts, sagt der Brinckmann -Pressesprecher.
Brinkmann-Betriebsrat:
„Keine neue Situation“
Auch der Betriebsrat kennt das Thema, er beschäftigt sich auch „intern“ damit, versichert Christof Bleeck gegenüber der taz. Er hat allerdings „keine Veranlassung zu öffentlichen Stellungnahmen“.
Auch für die Belegschaftsvertreter ergibt sich „keine neue Situation“, schon von 1972 bis 1981 hatte die südafrikanische Gruppe die Aktienmehrheit bei der Brinkmann -Mutter. Und daß sich die politische Situation durch die An
ti-Apartheid-Boykott-Kampagne verändert hat, ist für den Brinkmnn-Betriebsrat kein Argument: „Ich denke, jeder Mitarbeiter auch bei uns hat eine eigenständige politische Meinung zu diesen Themen“, sagt Bleeck, aber: „Man kann sich als Mitarbeiter nicht den Aktionär aussuchen.“ Beschlüsse der zuständigen Gewerkschaft Nahrung, Gaststätten, Genuß über Südafrika spielen auf Betriebratsebene, so Bleeck, „keine Rolle“.
Stille
Transaktion
Die Transaktion erregte im vergangenen Herbst kein Aufsehen. Das Handelsblatt hatte gemeldet, daß im August 1988 die Compagnie Financiere Richemont gegründet worden sei, nachdem zuvor die Aktionäre der Rembrandt-Gruppe einer Aufsplitting des Konzerns in zwei getrennte Holdings zugestimmt hatten. Die formal eigenständigen Richemonts sollten sollten alle Investitionen von Rembrandt außerhalb Südafrikas unter einem Dach vereinigen. Generaldirektor der neuen
Gesellschaft wurde damals Johann Rupert, Sprößling der südafrikanischen Rupert-Familie - also einer von den Gründern von Rembrandt.
Clean
für den EG-Binnenmarkt
So verwandelt sich ein südafrikanischen Unternehmen in eine Schweizer Firma. Wozu? Die Richemont ist vor allem in Vorbereitung auf den EG-Binnenmarkt gegründet worden. Angesichts der andauernden Diskussion um Sanktionen gegen Südafrika verspricht man sich ein besseres psychologisches Klima, wenn die Südafrika-Connection „wo immer möglich versteckt ist“, schreibt die südafrikanische Oppositions-Zeitung Weekly Mail.
Erst kürzlich war der Versuch der zur südafrikanischen Anglo-American gehörenden, in Luxemburg registrierten Minengesellschaft Minorco, die britische Firma Consolidated Gold Fields zu übernehmen, an der Südafrika-Verbindung Minorcas gescheitert.
A.A.
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