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Litauer demonstrieren

■ 20.000 auf der Straße für Unabhängigkeit / Gorbatschow trifft mit einem Tag Verspätung voraussichtlich heute in Wilna ein

Wilna (afp/ap) - Rund 20.000 Menschen folgten am Mittwoch in ihrer Mittagspause dem Aufruf der litauischen Nationalbewegung Sajudis, einen Tag vor der Ankunft des sowjetischen Staats- und Parteichefs Gorbatschow in der Republikhauptstadt Wilna für ein freies und unabhängiges Litauen zu demonstrieren. Nach den Worten des Leiters des Informationsbüros von Sajudis, Rimantas Kanapjenes, gelten die litauischen Proteste jedoch nicht der Person Gorbatschows, und es gab daher auf den Plakaten in Vilnius keine verletzenden Slogans gegen den Kremlchef. Kanapjenes unterstrich jedoch erneut, daß es für eine neue Konföderation zwischen Litauen und der Sowjetunion zu spät sei. Im Krisenfall seien alle politischen Kräfte des Landes bereit, sich in einem „Vorläufigen Konsultativrat Litauens“ zusammenzufinden, in den zwei bis drei Vertreter jeder Partei berufen werden sollten und der „notfalls auch im Untergrund“ arbeiten könne.

Der Kremlchef wird entgegen ersten Informationen vermutlich erst heute in Wilna eintreffen. Der zur Vorbereitung des Besuches in Litauen weilende sowjetische ZK-Sekretär Medwedew hatte die Unabhängigkeitsbewegung Sajudis nach deren Angaben vergeblich zur Absage der gestrigen Großkundgebung zu bewegen versucht. Für heute hat Sajudis dazu aufgerufen, überall mit Kerzen in der Hand den Unabhängigkeitswillen zu bekunden. Anlaß des Gorbatschow -Besuchs ist die Trennung der litauischen KP von der KPdSU.

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