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Andorra

■ Keine Armee, keine Parteien, keine Steuern, keine Gewerkschaften - aber zwei Staatsoberhäupter

Andorra ist einer der wenigen Staaten mit zwei Staatsoberhäuptern; ein konstitutioneller Januskopf, in dem sich seit 1278 der Bischof des spanischen Urgel die repräsentative Macht mit dem Grafen von Foix teilt bzw. mit dessen Nachfolger, dem französischen Staatspräsidenten.

Frankreich vertritt Andorra diplomatisch. Die Statthalter der beiden „Koprinzen“ haben ihren Sitz in Perpignan und La Seu d'Urgel, und sie kümmern sich um das Gerichtswesen und die innere Sicherheit: Andorras Polizei untersteht den ausländischen Koprinzen. Auch Postämter und Schulen gibt es je in doppelter Ausführung: als spanische und als französische. Weil es keinen Militäretat gibt, obliegt die Verteidigung des Landes den „Somaten“, einer Volksmiliz, der alle waffenfähigen Andorraner angehören.

Eine kleine Revolution fand 1981 statt. Die beiden Fürsten bewilligten den Andorranern die Bildung einer Regierung. Bis dahin hatten die Vertreter der sieben Gemeinden (der „Generalrat der Täler“, Europas ältestes Parlament) unter dem Vorsitz eines „General Syndiks“ zwar legislative, aber keine exekutive Macht. Seit 1981 wählt der Tälerrat einen Regierungschef („Cap del Govern“) und sechs Minister. Die nächste Regierungsbildung findet am 15. Januar statt (wie immer unter außerordentlichem Interesse der Weltöffentlichkeit...).

Um in dieses Wunderland aufgenommen zu werden, ist es ratsam, einen Andorraner oder eine Andorranerin zu heiraten. Alle anderen Wege sind steinig. Selbst in Andorra geborene Kinder von Ausländern bleiben Ausländer. Um als „Ausländer“ eingebürgert werden zu können, müssen perfekte Katalanisch -Kenntnisse und 30 Jahre Aufenthalt im Land nachgewiesen werden.

smo

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