: Die Anderen: Depeche de Toulouse/Liberation/The Times
Depeche de Toulouse
Dubceks Apell in Straßburg:
Man muß Gorbatschow unterstützen: der Appell Dubceks klingt angstvoll. Angst, daß die Perestroika an ihren eigenen Exzessen zerbricht, Angst für Europa und die Welt. Denn künftig ist der gesamte Erdball von Erfolg oder Mißerfolg des Gorbatschowschen Unternehmens betroffen. Wie immer seine gigantische Schachpartie endet, dem außerordentlichen Kreml -Strategen ist es gelungen, alle von ihm gewollten Partner mit hineinzuziehen. Europa, die Vereinigten Staaten, Asien, Nahost, die Teile des Puzzles sind fest ineinander gefügt. Wir sind künftig zur Solidarität aufgefordert, wenn nicht verurteilt. Man könnte sich natürlich dagegen sträuben. Aber man kann - ganz vernünftig - auch das Wagnis eingehen.
Liberation
Delors gibt sich als Architekt Europas
Jacques Delors ist mit seiner gestrigen Rede in Straßburg als Architekt der Entwürfe Michail Gorbatschows und Fran?ois Mitterrands über die Zukunft des europäischen Kontinents aufgetreten. Aber auch als Gründungsvater eines Europas der zweiten Generation. ... Gegenüber Michail Gorbatschow zeigt Jacques Delors keinerlei Minderwertigkeitskomplexe. Ja, er versucht ihm die Initiative zu entreißen, indem er die Zwölf auffordert, sich bei den KSZE-Verhandlungen über ein großes Europa geschlossen und somit in einer Position der Stärke zu zeigen. Anstelle der Achse Paris-Bonn, auf der das Europa der ersten Generation erbaut worden ist, schlägt der Präsident der Kommission eine Achse Brüssel-Berlin vor, die als einzige gefahrlos bis Moskau vordringen kann...
The Times
EG-Parlament hat Aura der Unwirklichkeit
Die Idee, die EG-Kommission in die Exekutive einer sehr viel mächtigeren Straßburger Legislative zu verwandeln, ist natürlich nicht neu. Übersetzt in die Sprache von Montesquieu ist es in etwa das, was Frau Thatcher mit dem „europäischen Superstaat“ meinte. ... Doch Delors Rede enthielt nicht einen einzigen konkreten Vorschlag.
Abgesehen davon, daß die von Delors vorgeschlagenen Verfassungsänderungen sehr vage sind, ist die Aura der Unwirklichkeit, die das europäische Parlament immer noch umgibt, der größte Einwand gegen diese Änderungen.
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