Lob vom Fußball-Tenno

■ Bayern München besiegt Japans Nationalelf mit 2:1

Tokio (taz) - Die Japaner führten 1:0, und nur mühsam kämpften sich die Bayern zum Sieg voran. Da hielt es den Kaiser Beckenbauer (sic!) nicht länger auf der Tribüne. Er ging zum Spielfeldrand, die Kameras standen bereit, und dann sagte er's der japanischen Nation so klipp und klar, daß sie wahrhaft stolz darauf sein konnte: „Ich bin sehr überrascht. Der ganze FC Bayern ist überrascht. Die Führung ist verdient. So wie die Japaner heute spielen, kann jeder einzelne in der Bundesliga spielen.“ Das war aber mal ein Wort. So recht für das Volk, direkt aus dem Munde des Fußball-Tenno. Nur, wo war eigentlich dieses Volk?

Es war zu Hause geblieben. Zum größten Happening des japanischen Fußballs, zum alljährlichen Spiel der japanischen Liga-Auswahl gegen eine ausländische Spitzenmannschaft, waren am Samstag nur wenige tausend Zuschauer ins Tokioter Nationalstadion gekommen. Zugegeben, es war ein für hiesige Verhältnisse ausgesprochen kalter Tag, aber immerhin hatten die Veranstalter für die ersten 3.600 Besucher einen Winterschal gratis versprochen. Und wo es was umsonst gibt, kommen viele Japaner gerne hin. Trotzdem nutzte es nichts: gähnend leere Ränge. Die paar Millionen Yen mußten den Bayern zur Motivation reichen. Und das taten sie dann auch.

Beckenbauer meinte: „Wir haben ein gutes Spiel gesehen.“ Und recht hatte er. Wie sich Kazushi Kimura in der 16. Minute den Ball schnappte, ihn perfekt führte, den guten, alten Augenthaler aussteigen ließ und das Leder gekonnt mit dem Außenrist ins Netz schlenzte - das war Fußball. Und Fußball war auch, wie sich die Bayern in der zweiten Halbzeit die Hacken abliefen. Zweimal Wohlfarth, 2:1. Da kam keine Langeweile auf.

Nippons Bosse bezahlen meist Schlechteres. Wenn Steffi und Boris für die gleichen Millionen Yen gegen die hiesigen Firmengrößen antreten, dann ist das meist unerträglich schlechtes Zirkusspiel. Und warme Winterschals gibt es da in der Regel auch nicht.

Georg Blume