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Widerstand gegen das Atomkartell

■ Argentinischer Anti-Atomwissenschaftler auf Deutschland-Tour zu Gast in Bremen

Roque Pedace hatte am Montag abend im Eine-Welt-Haus in der Buchtstraße bereits den elften Vortragsabend seiner Tour durch die Bundesrepublik, die DDR, Holland und die Schweiz hinter sich. Roque Pedace ist Naturwissenschaftler und an der Universität Buenos Aires vorrangig mit der Koordination universitärer und außeruniversitärer Forschung beschäftigt. Er ist aber auch eines der prominenten Mitglieder der argentinischen Anti-Atom-Bewegung und in dieser Funktion seit Jahren bemüht, internationale Kontakte zwischen dem südamerikanischen Land und Europa zu knüpfen. Daß der Schwerpunkt seiner vierwöchigen Rundreise, die auf Einladung der FU Berlin und des dortigen Lateinamerika-Institutes zustandekam, in der Bundesrepublik liegt, hat einen einfachen Grund. Argentinien und Nachbar Brasilien sind nur durch die Kooperation mit der Bundesrepublik an

das notwendige Know-How für die diversen zivilen und militärischen Atomprojekte gelangt.

Erst im November verlängerte der Deutsche Bundestag das deutsch-brasilianische Nuklearkooperationsabkommen, das den Brasilianern nicht nur Kenntnisse für die Urananreicherung und Wiederaufbereitung zusichert, sondern auch die nötige Technologie garantiert. Hilfestellung zum Atombombenbau sei dies, sagen weltweit die Kritiker dieses Abkommens. Denn in Brasilien wie in Argentinien ist die zivile wie die militärische Nutzung der Atomprogramme nicht mehr zu trennen - und das in zwei Ländern, die sich bis heute weigern, den Atomwaffensperrvertrag zu unterzeichnen.

„Das Schlimmste“, sagte Roque Pedace, „ist nicht die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Argentinien, das Schlimmste ist, daß weder Argentinien noch die Bundesrepublik in sanfte und

sichere Technologien investieren“. Siemens/KWU bestimmt die bundesdeutsche Politik in dieser Frage, die Firma baut in beiden südamerikanischen Ländern Atomkraftwerke, die im Falle Brasilien zwar keine energiewirtschaftliche Existenzberechtigung haben, zur Auslandverschuldung des Landes aber einen erheblichen Anteil beitragen. Argentinien ist nach der Fertigstellung einer Wiederaufbereitungsanlage in der Lage, bombenfähiges Plutonium zu gewinnen. Da aber das Kernkraftwerk Atucha I in Kooperation mit Siemens gebaut wurde, bedarf es für die Aufbereitung einer Genehmigung der Bundesregierung. „Mit ziemlicher Sicherheit“, so befürchtet die argentinische Anti-Atom-Bewegung, werde Bonn die Genehmigung erteilen.

Aber auch andere Firmen wie MBB sind in den Dunkelzonen der Militär- und Nuklaerge schäfte engagiert, davon berich tete Roque Pedace in Bremen. „Die Vereinbarungen mit MBB sind Teil eines gemeinsamen argentinisch-ägyptischen Militärprojektes im mittleren Osten“, der bundesdeutsche Konzern liefere die nötige Technologie. Anlaß für Pedace, Untersuchungen nach weiteren Geschäftsbeziehungen zu fordern: „Beide Länderparlamente sollten in dieser Angelegenheit aktiv werden.“

Sinn seiner Rundreise ist es, ein internationales Forschungsprogramm in Gang zu setzen, das Wege zur Nutzung sicherer Technologie aufzeigen kann. Daneben ist es vor allem der Bereich der regenerativen Energien, der Pedaces Gespräche in der Bundesrepublik bestimmt. In Oldenburg sprach er darüber mit Wissenschaftlern aus dem Fachbereich „Angewandte Physik“, in Bremen erkundigte er sich über den Stand der Entwicklung von Windenergie.

anh

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