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Gefahr droht vom AKW Würgassen

■ BUND sieht in vorläufiger Stillegung wahltaktisches Manöver der SPD / Mängel wie in Greifswald

Hannover (taz) - Vor einer Wiederinbetriebnahme des vorläufig stillgelegten AKWs Würgassen nach der nordrhein -westfälischen Landtagswahl haben gestern in Hannover der BUND Niedersachsen und die Kläger gegen das AKW gewarnt. In der Stillegungsverfügung für das AKW Würgassen habe das NRW -Wirtschaftsministerium von den zahlreichen Sicherheitsmängeln des Reaktors willkürlich nur zwei begrenzte Probleme des Brandschutzes herausgegriffen, sagte Peter Eichenseher, Sprecher der Würgassen-Klagegruppe. Von den schweren Mängeln des Reaktors, die bereits vor 18 Monaten bei einer Sicherheitsüberprüfung festgestellt worden seien, nehme die Verfügung bewußt nur solche Teilprobleme auf, die durch eine Nachrüstung kurzfristig lösbar seien. Eichenseher geht davon aus, daß „das AKW-Würgassen schon bald nach der NRW-Landtagswahl im Mai wieder in Betrieb gehen soll“.

Die Nachrüstungen des Reaktors, die der Betreiber Preussen -Elektra jetzt plant, können nach Ansicht von Helmut Hirsch, Reaktorspezialist der hannoverschen „Gruppe Ökologie“, selbst den Brandschutz des AKWs nur in einem kleinen Teilbereich verbessern. Nach seiner Auffassung gehört das AKW insgesamt „genauso auf die schwarze Liste der völlig unsicheren Atomanlagen“ wie etwa das DDR-AKW Greifswald. Nicht nur bei einem Kabelbrand drohten in Würgassen ähnliche Folgen wie in dem DDR-AKW. Ebenso wie Greifswald sei Würgassen weder gegen einen Flugzeugabsturz noch gegen Erdbeben gesichert. In beiden AKWs würden die Reaktorbehälter nur geringen Überdruck standhalten. Die bundesdeutschen Reaktorsicherheitsbehörden würden an DDR -AKWs bisher wesentlich strengere Maßstäbe anlegen als an bundesdeutsche Reaktoren, sagte helmut Hirsch.

Jürgen Voges

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