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Vielfältige Unterstützung für das Rassistenregime

■ Britische Investitionen, bundesdeutsche Großhändler - aber erfolgreicher Finanzboykott

Berlin (taz) - Trotz der weltweiten Boykottbewegung erhält Südafrika auf mehreren Wegen wirtschaftliche Unterstützung.

Unter den Investoren sind die britischen Unternehmen weiterhin mit Abstand die bedeutendsten des Auslandes - mit 75 Prozent, meldet die 'Financial Times‘ eine Schätzung des Londoner Brokerhauses James Capel. Ein Drittel der hundert Firmen, die im noblen Londoner Aktienindex FTSE 100 versammelt sind, haben Einkünfte aus Südafrika gemeldet. Zwar haben sich die Unternehmen, die sich der „Disinvestment„-Kampagne verweigert haben und am Kap geblieben sind, unisono geäußert, daß es noch zu früh sei, das Engagement in Südafrika wieder zu verstärken. Aber James Capel meldete zugleich zahlreiche Anfragen nach günstigen Investitionsmöglichkeiten aus Großbritannien, der BRD und der Schweiz.

Ein großes Problem haben solche Firmen aber: Wird ein solches Vorhaben bekannt, fallen ihre Aktien. Denn nach Angaben der auf Südafrika spezialisierten Beraterfirma PIRC haben mehr als 60 Prozent der großen Pensionsfonds Klauseln in ihren Satzungen, die den Erwerb von Aktien solcher Firmen untersagen, die mit dem Kap ins Investitionsgeschäft kommen wollen.

Der Außenhandel wird hingegen zum größten Teil mit der BRD und Japan abgewickelt. Ganz beunruhigt hatte der japanische Unternehmerverband Kendairen 1988 seine Mitgliedsunternehmen aufgefordert, die Südafrika-Deals einzuschränken. Zuvor war bekanntgeworden, daß die Waren aus Japan, vor allem aber die Rohstoffkäufe am Kap das Land in Fernost zum wichtigsten Außenhandelspartner der Rassisten gemacht hatten. Vor allem der Kauf von Bergbauprodukten (Gold, Platin, Kohle) wurde daraufhin gesenkt, so daß die BRD 1988 auch rechnerisch zur Nummer eins wurde (jüngere Zahlen sind bislang nur vereinzelt vorhanden).

Schon über Jahre hat die bundesdeutsche Wirtschaft die wichtigste Funktion für die Modernisierung der südafrikanischen Wirtschaft - indem sie ständig mehr Investitionsgüter, Maschinen und ganze Anlagen lieferte. Und hier, in der Finanzierung dieses Handels, liegt auch die Haupttätigkeit der bundesdeutschen Banken, seit sie keine Südafrika-Bonds mehr verkaufen konnten.

Vor allem der Boykott der internationalen Kreditvergabe hat allerdings gesessen. Seit 1985 hat das Land auf diesem Weg keinen müden Dollar mehr gesehen, nicht einmal - der starken Anti-Apartheid-Bewegung dort zu verdanken - aus den USA und vom IWF, den die USA dominieren. Die Folge ist ein fünfjähriger Kapitalabfluß, obwohl die aparte Wirtschaft strukturell auf Kapitalimporte angewiesen ist, um ihre Entwicklungsdefizite zu überwinden. Zwar sank die Außenverschuldung auf 21 Milliarden Dollar, und Banken und Regierungen haben es bisher dreimal geschafft, Umschuldungsverhandlungen zu vorteilhaften Bedingungen und relativ geräuschlos über die Bühne zu bringen. Besonders hohe Rückzahlungen kommen aber 1991/92 auf Südafrika zu. Geldmanager tüfteln derzeit noch an der Lösung dieses Problems.

diba

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