piwik no script img

Kieler Werftenpoker und Lohndrückerei

■ Konkursbedrohte Werft soll übernommen werden

Kiel/Flensburg (taz) - Die im Konkurs befindliche „Neue Flensburger Schiffbau-Gesellschaft“ (NFSG) soll von den Kieler Howaldtwerken (HDW) übernommen werden, wenn die NFSG -Belegschaft, die Stadt Flensburg und das Land Schleswig -Holstein sich den Bedingungen der HDW-Werft beugen, die zu 74,9 Prozent im Besitz des Salzgitter-Preussag-Konzerns ist

-25,1 Prozent gehören dem Land.

Die von HDW zugesagte Übernahme war in der vergangenen Woche zurückgenommen worden. Als Grund war angegeben worden, die Flensburger Schiffbauer produzierten nicht effektiv genug.

HDW ließ sich jetzt noch einmal erweichen, will aber die Flensburger Schiffbauer für die nächste Zukunft ökonomisch auf Sparflamme halten. Die 550 MitarbeiterInnen der Neuen Flensburger Schiffbau-Gesellschaft sollen für ein Jahr auf Lohnerhöhungen verzichten, was vor allem während der jetzt laufenden Tarifverhandlungen in der Metallindustrie eine höchst delikate Forderung ist. Außerdem sollen sich das Land Schleswig-Holstein und die Stadt Flensburg rechtsverbindlich verpflichten, erwartete Anfangsverluste von bis zu sechs Millionen Mark aufzufangen. Darüber hinaus soll die Landesregierung die Flensburger Werft mit mehr als sieben Millionen Mark subventionieren.

Für den Augenblick scheint es so, als hätten die HDW -Manager ein gewagtes Pokerspiel gewonnen. Die Signale aus Flensburg und Kiel deuten darauf hin, daß die Politiker das HDW-„Angebot“ annehmen. Wenige Wochen vor den schleswig -holsteinischen Kommunalwahlen am 25. März haben sie kaum eine andere Wahl. Die Arbeitslosigkeit in der nördlichsten Stadt der Bundesrepublik liegt bereits heute bei über 15 Prozent. Im Falle einer Liquidierung der Werft würde sie über 17 Prozent ansteigen.

Jürgen Oetting

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen