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Ganswürger

■ Vortrag über Griechenkunst zum Wiehern

Ein schmerbäuchiger Odysseus tapst schwanzbaumelnd nach dem Kochkessel einer Lockenwickler-Circe und kennt weder Stand -noch Spielbein mehr. Das Maul trieft ihm, die Frage ist nur: Darf man angesichts griechischer Kunst lachen? Ja, ausdrücklich ja, so sprach am Dienstagabend der Kölner Professor Linfert in der Kunsthalle. Dieweil warf ein Projektor Belegbilder an die Wand hinter ihm, Korpora des Delikts Unfug, welchen ersichtlich die Alten getrieben haben, wenn sie nicht gerade philosophierten oder Heroen in Marmor metzten. Da pflegten sie die Kultur des geselligen Gelages, nannten's zur Tarnung „symposion“, und soffen aus knaben-und hetärenbebilderten Pornovasen. Da vergnügten sie sich mit Schalen, welche, gekippt, ein Ersatz-Gesicht statt dem des Trinkers bleckten; mit Vasen, aus denen von Grunde her ein kotzender Knabe dräute - oder mit Verunglimpfung des archaischen Heldenpersonals, etwa dem „Ganswürger“, des Witzlings Boitos Spottstatue auf den Löwenwürger Herakles. Der Kurswert der Helden ist, zur Hochzeit der symposion -Kultur (um 500 v. Chr.), gefallen; vornehmlich den Herakles sehen wir öfters, wie er pißt und schwankt und dennoch, dennoch, den Tisch als Bein noch trägt, ein Wunder, was zum Witzeln. Die ganze Mythologie eine Spielzeugkiste die Kunst macht klug und anspielungsreich ein semiotisch verwobenes Plaudersystem draus, einen reichgewirkten Scherzensstoff. Für die griechische Postmoderne.

Manfred Dworschak

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