piwik no script img

Orientalischer Shuffle oder nubischer Hochzeits-Funk

■ Ali Hassan Kubans Hochzeitsorchester in der Schauburg

Sieben Musiker in ganz in Weiß gehaltenen traditionellen Gewändern ebneten ihrem Chef den Weg: als Ali Hassan Kuban, ein leuchtender Stern unter Nubiens Hochzeitorchester -Leadern, nach dem Aufwärmstück tänzelnd die Bühne betrat, da eroberte auch schon ein (Bauch-) Tänzer aus dem Publikum den Platz neben ihm. Im weiteren Verlauf des Konzertes fühlten sich auch noch andere bemüßigt, es ihm nachzutun, erreichten aber bei weitem nicht seine Virtuosität - wir steifen Europäer tun uns halt doch nicht so leicht in der Hüfte.

Ein knackiger Funk-Bass, dazu drei Trommler, Synthie -Füllsel und zwei Bläser - eigentlich sollte bei einer solchen Mischung nichts schiefgehen können. Zumal sich diese zeitgemäße Instrumentierung auf durchaus wunderbare Weise mit alten nubi

schen Rhythmen verbinden läßt, wie es zumindest Ali Hassan Kubans aktuelles Album beweist. Aber am Mittwochabend wirkte der Set merkwürdig uninspiriert.

Zwar war es durchaus unterhaltsam, den etwa 50jährigen Kuban im orientalischen Shuffle-Rhythmus über die Bühne schlurfen zu sehen, aber dieser optische Genuß vermochte die Eintönigkeit der Band-Performance nicht wettzumachen, zumal auch Kubans Intonation durchgehend etwas unsauber wirkte und man den Eindruck hatte, er liege immer haarscharf neben der Band. Erst ab dem zweiten Stück nach der Pause gerieten die Bläsersätze und damit gleich der ganze Sound treibender und kraftvoller - vor allem die beiden vorher etwas schaumgebremsten Saxophonisten gingen nun mehr aus sich heraus.

Wie man überhaupt etwas das

(auch solistische) Ausbrechen aus den relativ starr vorgegebenen Rhythmus-und Stückstrukturen schmerzlich vermißte: Äußerst selten gab es mal einen Break, meist wurden die insgesamt nicht sehr variablen Muster straight durchgespielt. Aber wenn eben alles auf Tanzbarkeit angelegt ist und natürlich auf den Gesangsstar im Rampenlicht - da müssen die anderen schon gebührend zurückstehen. Schade auch, daß Mr. Kuban seine zwei Geigen in Ägypten zurückgelassen hatte - ein DX 7 konnte hier nur ein sehr unbefriedigender Ersatz sein, so sehr sich der Mann an den Tasten auch bemühen mochte.

Und zuguterletzt erwies sich die Schauburg mit ihrer festen Bestuhlung nicht unbedingt als idealer Ort für Spektakel dieser Art: für den CARNEVAL VOM NIL wäre ein anderes Ambiente angemessener gewesen. Jü

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen