: Solche und so'ne Sammler
■ Weserburg-Museumsdirektor Dr. Thomas Deecke informiert über den Stand der Dinge
Ein schöner Raum ist das hier. Breit (20 m), tief (20 m), frisch verputzt und gestrichene Wände, und für das Licht sorgen Oberlichter. Ein Raum wie geschaffen für die Präsentation von Kunst und dazu noch beheizbar. Seit einem Monat residiert hier Katrin Rabus, die Galeristin mit ihrer Galerie und an den Wänden hängen große Schinken, quadratisch, minimalistische Gemälde an der
Grenze zwischen Duo- und Monochromie.
Doch heute abend ist dieser Raum und seine Bestimmung Nebensache, denn geladen sind wir Interessierte, weil Doktor Thomas Deecke, der Gründungsdirektor des „Neuen Museums Weserburg Bremen“ über den Stand der Dinge bezüglich seines Museums informiert.
Ein Mann wie eine Türzarge,
ebenso groß und mit einer ausladenden Gestik, die sich öffnet, um Überzeugungskraft in seine Worte zu pumpen und anschließend verschließt, damit die Arme wissen, wohin. Ein Mann, der weiß, wo er steht, der es gewohnt ist, in den kunstkompetenten Kreisen der Sammler Immobilienmakler und Baukaufmann, der Sammler Unternehmensberater und Bankdirektor zu bewegen. Ein Mann, der auch findet, daß Kunst, oder ein Konzert, oder sowas, ruhig etwas kosten soll, und wenn man hat, dann findet man das auch. Und wer kein Brot hat, der soll eben Kuchen fressen.
Breitgeschnäuzert und mit riesenhuberschem Halsschmuck verziert, referiert Deecke über solche und so'ne Sammler und betont immer wieder, wie sehr sein Konzept eines 'Sammlermuseums‘ darauf beruht, nur so'ne Sammler angesprochen zu haben, die Kunst eben nicht als „Wandaktien“ zusammenkaufen, sondern aus reinem und echtem Engagement für die Kunst und die Künstler. Sammler also, die konstruktiv am Gesamtkonzept des
Museums mitarbeiten, dem sie nicht etwa einzelne Exponate zur Verfügung stellen, sondern ganze Werkgruppen oder gar komplette Sammlungen, und daß so die verschiedenen Sammelkonzepte der „versteckten Künstler“ mitthematisiert.
Wolfgang Dahms, der Bauleiter, den sich Deecke mitgebracht hat, berichtet derweil über den Stand der Planungen und der Umbauarbeiten. Vergleichsweise bescheiden ist der Umbau-Etat (8,5 Mio.), und dies zwinge die Planung zur Tugend der Bescheidung. In den 10.000 Quadratmetern umbauter Fläche (davon ca 6.500 Ausstellungsfläche) solle alles sich dem Eindruck der Kunst unterordnen, der Idealfall wäre, daß man das Museum verläßt und sich nicht an die Architektur erinnern kann. Dabei sind die Bauarbeiten allerdings schon in Verzug geraten. Stand auf dem Museumsprospekt einst das Jahr 1990 als Eröffnungsjahr, so ist die 0 jetzt mit Hand und Edding durchgestrichen und durch eine 1 ersetzt. In Bremen ist man eben sparsam.
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