„Dresdner“ statt Nicas

Ex-Bruderstaaten machen in Leipzig Platz  ■ VERDRÄNGUNG leichtgemacht

Leipzig (taz) - Als die Leipziger Messe noch eine ausgesprochene „Friedensmesse“ und auch der internationalistische Anspruch noch en vogue war, hatten die mit der DDR „befreundeten“ Nationen ihre Gemeinschaftsstände in der Halle 16 rings um den zentralen Messeservice. Auch diese Zeiten sind vorbei. Weil ihre Messestände künftig keine finanziellen Sonderkonditionen mehr erhalten, haben eine Reihe von Ausstellerländern auf die Teilnahme verzichten müssen. Unrecht war das der Messeleitung nicht der Platz ging sofort an Westunternehmen und -organisationen, die dem Messeamt in den letzten Wochen die Tür eingerannt hatten.

Der Stand von Afghanistan etwa ist zwischen der Bundesbahn und der Dresdner Bank aufgeteilt worden. Das Fachblatt 'Energiereport‘ residiert jetzt auf der Standfläche Nigerias, und die Bundesrepublik Deutschland wirbt dort für sich, wo einst der Iran seine Textilien ausstellen sollte. Auch die Koje Nicaraguas blieb unbesetzt, in ihr werden ab heute Verträge der Dresdner Bank über die verbilligten ERP -Kredite abgeschlossen.

Bei der Gemeinschaftsausstellung Ecuadors blieb die Hälfte der Vitrinen leer. Das liege aber, versichert ein Standmann, nicht am erzwungenen Ausstellungsverzicht aus Devisenmangel. Vielmehr seien die Exponate zu spät von daheim losgeschickt worden und befinden sich derzeit noch auf See.

diba