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Die Anderen

■ Berliner Zeitung: Die DDR-Zeitung zum Rückgang der Übersiedlerzahlen / Liberation: Die Wahlen in Ungarn / Le Monde: Die Krise zwischen Moskau und Litauen

Berliner Zeitung

Die DDR-Zeitung zum Rückgang der Übersiedlerzahlen

Diese rückläufige Tendenz gibt Hoffnung für das Land DDR. Durch sie könnte die immer mehr zunehmende wirtschaftliche Lethargie aufgehalten werden. Nachdem in diesem Jahr bereits rund 150.000 Menschen die Republik verlassen haben, ist die Schmerzgrenze, besonders deutlich im Dienstleistungssektor, im Gesundheitswesen, in Handel und Gastronomie, längst erreicht. Doch wird dieser ermutigende Trend mit der ins Haus stehenden Währungsunion auch anhalten? Skeptiker meinen, daß damit die Arbeitslosigkeit erst einmal in die Hunderttausende, gar in die Millionen klettern wird. Dann wird es den BRD-Ländern auch nichts nützen, keine Starthilfen im Form von Überbrückungsgeldern und Notaufnahmelagern mehr bereitzustellen. Der Strom der Arbeit - und damit Existenzsuchenden von Ost nach West wird alles Bisherige in den Schatten stellen. Dagegen könnte nur ein ausgewogenes soziales Netz sowie ein gut bilanziertes Arbeitsbeschaffungsprogramm der künftigen DDR-Regierung Abhilfe schaffen. Auch in Bonn muß man sich über die Brisanz der Lage im klaren sein. Hilfe für die DDR hieße eben auch Schadensbegrenzung für die BRD.

Liberation

Die Wahlen in Ungarn:

Bei der Wahl in Budapest, die weder durch irgendeinen historischen Kompromiß wie in Warschau verfälscht, noch durch die Präsenz einer anderen geopolitischen Wirklichkeit wie in Ost-Berlin vorbestimmt war, scheint die Ablehnung nicht nur des Kommunismus, sondern sogar der traditionellen Linken fast vollständig. Dennoch war es nicht ein Erdrutsch der traditionellen Rechten, dem man beigewohnt hat, sondern eher die Geburt einer Art von unvollkommenem Zweiparteiensystem auf ungarisch: Die Konservativen des Demokratischen Forums, die Partei der Kleinbesitzer und der Christen übersteigen gemeinsam die 40-Prozent-Marke, aber die liberal-demokratische Allianz und ihre Verbündeten erreichten mit einem Programm, das nicht rechts ist, 30 Prozent.

Le Monde

Die Krise zwischen Moskau und Litauen:

In Litauen stehen nicht nur die Wiedergutmachung einer historischen Ungerechtigkeit und das Selbstbestimmungsrecht der Völker auf dem Spiel, sondern auch das Ansehen Gorbatschows im Ausland und die Zukunft der Reformen in der UdSSR. Gerade das ist im Begriff Schaden zu nehmen. (...) Einerseits weil Moskau den baltischen Ländern verwehrt, was den ehemaligen 'Satelliten‘ zugestanden wurde, andererseits aber auch weil die Wahl der Methoden bis in die Einzelheiten denen der berühmten 'Breschnew-Doktrin‘ gleicht, die man vergessen glaubte. (...) General Warennikow, Chef des Heeres und Experte auf diesem Gebiet, da er sich lange um Afghanistan gekümmert hatte, will angeblich der Demokratie in Litauen zu Hilfe eilen, wobei er die örtlichen Behörden beschuldigt, die 'Kommunisten in Lager oder Gefängnisse schicken‘ zu wollen.

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