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Streik bei 2:1?

Gespräch mit Peter Witte, Vorsitzender der IGBE (DDR), und Hans Berger, 1.Stellvertretender Vorsitzender der IGBE (BRD)  ■ I N T E R V I E W

taz: Sind demokratische Vorstandswahlen schon eine Garantie für demokratische Strukturen?

Witte: Mit den Wahlen in den Grundorganisationen und des Vorstandes ist die entscheidende Phase der Erneuerung abgeschlossen. Im Zusammenhang mit der Länderentwicklung müssen wir den Wahlprozeß fortsetzen.

Sie haben als DGB-Gewerkschaft Vorgaben gemacht, Herr Berger.

Berger: Wir haben erste Kontakte mit den Basisorganisationen gehabt. Diese Kontakte haben die Erneuerung auf diesem Kongreß möglich gemacht. Ohne diese Kontakte wäre sicher nicht Peter Witte heute Vorsitzender dieser Gewerkschaft. Ich glaube, es hat an der Basis eine Erneuerung gegeben, die Selbstreinigung ist noch nicht abgeschlossen. Wir brauchen schnell einen festgefügten Verband, um die Probleme, die uns auf wirtschaftlichem, ökologischem und sozialem Gebiet bevorstehen, zu lösen.

Es gibt inzwischen einen Vorstandsbeschluß des DGB, die Zusammenarbeit mit dem FDGB nicht fortzusetzen.

B: Ja.

Weshalb wurde er gefaßt?

W: Der Grund für den Beschluß liegt in der Erkenntnis vieler, die hier in der DDR zu Gast waren und mit Kolleginnen und Kollegen aus den Betrieben gesprochen haben. Der FDGB ist in einer Weise belastet, daß wir glauben, eine Reformierung an der Basis ist schwierig, solange der FDGB darübersteht. Der zweite Punkt: In der Auseinandersetzung um das Gewerkschaftsgesetz haben wir ein anderes Verständnis. Wir gingen davon aus, daß die Spitze des FDGB das Gesetz als ein Übergangsinstrument begreift. Die Ausführungen der Kollegin Mausch haben deutlich gemacht, daß das anders, PDS -ähnlich gesehen wird.

Müßten sich die Einzelgewerkschaften der DDR einen neuen Dachverband suchen?

B: Noch sind die Einzelgewerkschaften Mitgliedsgewerkschaften des FDGB. Sie unterliegen gewissen Zwängen. Ich denke, daß in der Übergangszeit ein Gremium mit den neugewählten Vorsitzenden der Einzelgewerkschaften gebildet werden kann, das am FDGB vorbei die Interessen der Arbeitnehmer vertreten kann.

W: Ich habe von dieser neuen Situation zwischen DGB und FDGB auch erst auf diesem Kongreß erfahren. Die Fragen bezüglich des Dachverbandes müssen wir bald beantworten.

Ihr Organisationsbereich überschneidet sich mit dem der Ötv.

W: Ich gehe davon aus, daß die Einzelgewerkschaften der Bundesrepublik und der DDR das im Zuge der Kooperation gemeinsam lösen können, selbstverständlich immer auch auf der Basis der Entscheidungen der Mitglieder.

Sie haben die Möglichkeit des politischen Streiks beschlossen. Würden Sie dieses Mittel notfalls anwenden wollen, wenn es um das Umtauschverhältnis 2:1 geht?

W: Ja.

B: Wir würden das nicht unterstüzen. Es gibt andere, wirkungsvolle Mittel, die einem parlamentarischen System angemessener sind.

Interview: Anna Jonas

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