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Lettischer KP-Chef abgelöst

Riga/Tallinn (ap/dpa) - Die kommunistische Partei Lettlands hat ihren Vorsitzenden Jannis Vagris abgelöst und den langjährigen Bürgermeister von Riga, Alfred Rubiks, zu seinem Nachfolger gewählt. Der Abwahl von Vagris war der Auszug von 270 Delegierten vorangegangen, die sich mit der Forderung nach einer organisatorischen Trennung von der KPdSU bei den insgesamt 800 Delegierten nicht hatten durchsetzen können. Der Parteitag wurde unterbrochen und soll erst nach dem Kongreß der KPdSU im Sommer wiederaufgenommen werden. Für die ausgezogenen Delegierten wurde ein Drittel der ZK-Sitze freigehalten, das ZK wurde beauftragt, einen Programmentwurf auszuarbeiten, mit dessen Hilfe die endgültige Spaltung abgewendet werden könne. Scharfe Kritik erntete das scheidende ZK. Es sei dem Erneuerungsprozeß hinterhergetrottet. Hintergrund dieser Komplikationen ist die Tatsache, daß eine knappe Mehrheit der Bevölkerung Lettlands aus Nicht-Letten besteht, was sich auch bei den Mehrheitsverhältnissen innerhalb der KP wiederspiegelt. Im estnischen Tallinn hat das Parlament beschlossen, daß der Sowjetarmee bei der jetzt fälligen halbjährlichen „Erfassung“ der Wehrpfichtigen keinerlei Amtshilfe mehr gewährt wird. In Gesprächen mit sowjetischen Offizieren schlugen Vertreter Estlands vor, daß ein Zivildienst geschaffen und daß „territoriale Truppenteile“ gebildet würden, die es künftig estnischen Rekruten möglich machten, nur im Baltikum ihren Wehrdienst abzuleisten. Zur Begründung verwiesen die estnischen Abgeordneten darauf, daß allein in diesem Jahr fünf estnische Soldaten während ihres Wehrdienstes außerhalb des Baltikums getötet worden seien.

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