: Dokumentarfilm „Mutter aus Passion“ in Bremen
■ Bäuche und Sitten
Da gibt es die Geschichte von dem Hochschulprofessor, der in der Bahn einer jungen Frau gegenübersitzt. Spricht sie also an: sie sei so nett rund, seine Frau dagegen magersüchtig und darüberhinaus unwillentlich, ein Kind zu bekommen. Und wenn sie vielleicht so freundlich wäre, im Falle einer Geburt, ihm ihr Kind zu überlassen?
Eine Begebenheit, die Ingrid Molnar erlebt hat und die „nur“ individueller Ausdruck des Themas: „Mein Bauch gehört der Gesellschaft“ ist. Ingrid Molnar ist nicht nur wie alle Frauen potentielle (Nicht-)Gebärerin, sondern auch Filmemacherin, die nun - zusammen mit Anne Geils - nach siebenjährigem Studium an der Hochschule für Bildende Kunst in Hamburg einen Dokumentarfilm über den Abtreibungsparagraphen gemacht hat: „Mutter aus Passion Der Abtreibungsparagraph“.
Anlaß waren die Abtreibungsprozesse in Memmingen, die vor allem einen - angeblich illegal abtreibenden - Frauenarzt berühmt-berüchtigt gemacht haben: Dr.Theissen. Die Frauen hatten viele, genau 355 Namen. „Wir wollten kucken: Unter welchen gesellschaftlichen Umständen ist so ein Prozeß überhaupt möglich“, sagt Ingrid Molnar, „welches Klima muß da vorherrschen“. Also machte sich das Filmteam während der Prozesse auf und befragte u.a. und vor Ort die Frauen vom Memminger Frauenzentrum, PassantInnen, Fachleute (z.B. auch die Bremer Juristin Sabine Klein-Schonnefeld) nach Erfahrungen mit Verhütungs-und Schwangerschaftsproblemen und ihrer Haltung zum Tötungsvorwurf. Die Realität von Frauen wird so konfrontiert mit dem immer noch geltenden Anspruch: Die Frau diene (in) der Gesellschaft!
Bremer Bezug: Der Film ist eine Produktion des hiesigen Instituts Film/Fernsehen, in dessen Vorstand Helke Sander drittelsitzt. Und weil Ingrid Molnar bei Helke Sander studierte und Helke Sander das Thema wichtig fand, hat sie auch redaktionell beraten. clak
Uraufführung; heute und morgen im Kommunalkino, 18.30. Anschließend Diskussion mit den Macherinnen, Pro Familia, §218-Gruppe Bremen, Bremer JuristInnen
!!!!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen