Poppenspäler Heinichen auf Fahrt

■ Über Wackelpuppen, Schauspielerchen und die nächste Spielzeit im Theatrium

Fast ist er schon fort; sein Ensemble muß er noch in den großen Koffer stopfen, dann spielt er zwei Monate lang nicht im Theater im Schnoor, sondern in Japan, der Detlef Heinichen, und auf der menschverlassenen Puppenbühne seines Theatrium werden gewiß derweil, wie es in solchen Fällen üblich ist, die wunderlichsten Dinge geschehen.

Dann aber schließt er wieder auf, Mitte August, und hat viel, viel vor. Seine Hände krabbeln ihm, wenn er erzählt, übers Knie und fahren vor Freude in der Luft herum; es fehlen da dem Poppenspäler die Poppen, die alles gleich anschaubar vorstellen könnten.

Im September also wird er Kleists Michael Kohlhaas inszenieren, aber „bloß nich mit so'n Tonband, und dann wackeln die Puppen dazu“, sondern ganz anders, „gaanz anders, denn, weißde, mit die Puppen kannsde ALL-LESS machen, das sind nich bloß“, er sagt bloß, „so kleene Schauspielerchen, das sind Figuren, die wie Menschen Gefühle erzeugen, aber plus das Surreale, das Absurde“ - am Stab, an den Fäden, vor der Schattenlein

wand, „oder wenn ich eine einfach aus ei'm original Bierhumpen schlüpfen lasse. Kannsde mit kei'm Menschen.“

Er träumt ja davon, mit der Musikhochschule eine Puppenoper zu machen, mit echtem Orchester und echtem Gesang und, starring, seinen Puppen.Zunächst aber kommt noch, von 3. bis 7. Oktober, das große Figurentheater-Festival im Theatrium: Raphael Mürle wird kommen mit einem Woody-Allen -Stück, und Eric Bass, „ein ganz Großer, eigentlich unbezahlbar“, sagt Heinichen, andererseits kennt er, Heinichen, eben einfach alle. Muß er auch, mit Geld kann er nicht locken, er, der „auf ABM„ Puppen spielt und bloß 8000 Mark kriegt und auch die nur fürs Festival. Dennoch, die Ostberliner, die „zu neunt! „ die „Dreigroschenoper“ machen, die hat er

einladen müssen, „ejal wat et kostet“. Und zum Abschluß des Festivals gibt es wieder die „Gaukler-Gala“, diesmal mit „ganz obskure Musiker“ - da lacht er, weil es ihn gar so freut, wen er alles aufstöbern und auf seine Bühne holen kann. Die halbe Welt war ja schon da, „auch Schinesen unn so.“

Kommen auch Leute zum Zuschauen? „Im Winter ist alles voll“, sagt Heinichen, da sitzen die Großen und „trauen sich nischt“ und die Kleinen, die umso mehr. Für sie gibts auch was Neues im Herbst, eine Janosch-Collage; „bloß nicht schon wieder ein Märchen. Einmal, da hört die Märchenschiene uff.“ Jetzt „kommen die Kinderbücher dran“, und wie viele ihm gleich einfallen, die er doch müßte, sollte, könnte! Er ist, wie gesagt, schon fast weg.

schak