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Neues Frosch-Projekt für Hertha

■ Sport-Staatssekretär Hans-Jürgen Kuhn (AL) stellte vom Senat finanziertes Fan-Projekt vor / Der Ruf der jugendlichen Fans in der Öffentlichkeit soll verbessert werden, es gibt aber auch Hilfe im Privatleben

West-Berlin. Ein neues Fußball-Fan-Projekt für die Anhänger des Westberliner Zweitliga-Vereins Hertha BSC wurde gestern von Sportstaatssekretär Hans-Jürgen Kuhn (AL) vorgestellt. Das bereits seit dem 2. April laufende Projekt wird - im Gegensatz zum Vorgänger-Fan-Projekt von 1985 bis 1987, das von der „Stiftung Jugendwoche“ finanziert wurde und von Schulsenatorin Laurien (CDU) gestoppt wurde - überwiegend vom Senat bezahlt werden. Weil das Fan-Projekt „nicht als Feuerwehreinsatz gedacht“ sei, so Kuhn, solle es mindestens drei Jahre laufen. Die Zahl der MitarbeiterInnen sei von zwei auf vier verdoppelt worden, die Kosten für das laufende Jahr bezifferte der Staatssekretär mit 295.000 DM.

Das Projekt, das mit aufklärerischer Öffentlichkeitsarbeit der Ausgrenzung von Fußballfans durch eine vorverurteilende Gesellschaft entgegenwirken soll, wird einen Beirat aus Vertretern des Senats, des Berliner Fußballverbands (BFV) und des Fußballvereins Hertha, der Justiz- und Polizeibehörden, der Fans und der Wissenschaft erhalten. Insbesondere MitarbeiterInnen von Schulen und Jugendämtern sollten vom Fan-Projekt für die Probleme der jugendlichen StadiongängerInnen sensibilisiert werden. Wie ein Mitarbeiter des Projekts, der Soziologe Andreas Klose, sagte, umfasse die Arbeit des Fußballfan-Projekts Freizeit und Sportangebote für die Fans „außerhalb der Bundesliga -Spiele“ (zum Beispiel Kanu-Fahrten in Schweden) ebenso wie die Vermittlung zwischen Polizei und Fans durch Straßensozialarbeit. Auch wolle man den Fans „Hilfe in ihrem Alltag“ bieten, etwa Beistand vor Gericht oder Unterstützung bei der Lehrstellensuche, sagte Klose. Mit dieser Arbeit sollten „ausgegrenzte Jugendgruppen wieder zugänglich“ gemacht werden, das Projekt solle die Gesprächsbereitschaft auf beiden Seiten fördern.

Zu dem Neustart des Projekts und den bisherigen Erfahrungen sagte der Soziologe, daß man „nun wieder bei Null anfange“, weil die Arbeit vor drei Jahren eingestellt worden sei und die Fan-Szene sich in dieser Zeit „erheblich verändert“ habe. Dennoch, so Klose, habe er aufgrund der guten Erfahrungen von damals „Hoffnung die Fans zu erreichen“. Ein erstes Treffen mit den Jugendlichen solle es voraussichtlich Anfang Mai geben. Hertha-Manager Wolter sagte, daß man sich zur Verantwortung „auch außerhalb des Stadions“ bekenne. Der Verein werde das Projekt in diesem Jahr mit 50.000 DM unterstützen, insgesamt wolle man während der drei Jahre Laufzeit 250.000 DM zahlen. Auch inhaltlich wolle man das Jugend-Projekt unterstützen. Alles nicht ganz uneigennützig, wie am Rande bemerkt wurde, schließlich bessert ein Fan -Projekt auch das Renommee des Vereins auf.

Einig waren sich das Projekt und der Verein darüber, daß rein ordnungspolitische Maßnahmen einer Eskalation der Fan -Problematik in Berlin nicht entgegenwirken können. Dennoch könne man, so Projekt-Mitarbeiter und Diplompädagoge Helmut Heitmann, „keine Wunder erwarten“: Vorfälle, wie die Randale auf dem Alexanderplatz vor einer Woche könne ein Fan-Projekt „nicht relevant beeinflussen“. Man könne aber „im Vorfeld und danach ansetzen“.

Christian Rickert

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