: Flick managt weiter im alten Imperium
Schwedischer Holzkonzern kauft Feldmühle - Veba kassiert Welterster auf dem Druckpapiermarkt / Aufsichtsratsposten für Flick-Neffen ■ Aus Stockholm Reinhard Wolff
Für rund vier Milliarden DM kauft sich der schwedische Holz und Papierkonzern Stora AB mit 85 Prozent in den bundesdeutschen Papierriesen Feldmühle-Nobel ein. Hinter dem größten schwedischen Papierhersteller Stora steht die einflußreiche Wallersberg-Gruppe, während die Feldmühle größter Papier- und Kartonproduzent in der EG sowie Tochter der Feldmühle-Nobel AG (Feno) ist. Bis Ende 1985 spielte der Mischkonzern Feno eine bedeutende Rolle im ehemaligen Flick -Imperium.
Der Ende vergangener Woche bekanntgewordene Deal wurde möglich, weil sich die Veba von der vor nur knapp einem Jahr erworbenen 51 Prozent-Aktienmehrheit an Feldmühle wieder trennt. Das Ziel, sich in einem neuen Geschäftsbereich zu etablieren, gibt Veba damit frühzeitig wieder auf, macht aber etwa 300 Millionen DM gegenüber dem eigenen vorjährigen Kaufpreis bei Feldmühle gut. Stora war nämlich bereit, fast jeden Preis zu zahlen, um die Anteile der Großaktionäre an Feldmühle zu übernehmen und kündigte unterdessen auch ein Kaufinteresse an den vor allem von Kleinaktionären gehaltenen Restaktien an.
Hinter der Transaktion stand auch diesmal wieder Friedrich Christian Flick, Neffe des ehemaligen Firmenchefs. Seinerzeit hatte er mit anderen Aktionären etwa 40 Prozent des Feno-Kapitals an Veba verkauft. Jetzt überließ er den von ihm gehaltenen fünf prozentigen Anteil an Feldmühle den Schweden. Für seine „tatkräftige Mitwirkung“ bei der neuen industriellen Lösung soll Flick nun einen Sitz im Aufsichtsrat der Feno erhalten.
Feldmühle ist führend in der Produktion von bestrichenem Papier, auf dem Magazine und Werbeprospekte gedruckt werden, Stora auf dem Zeitungspapiermarkt, auf dem der neue Riese nun weltweit erster wird. Storas großes Kaufinteresse ist aus der Produktionsergänzung erklärbar, vor allem aber aufgrund des Ziels, sich fest auf dem EG-Markt zu etablieren. Auch wenn die Konzernspitze im schwedischen Falun bleiben soll, die Mehrzahl der Beschäftigten arbeitet mittlerweile in EG-Ländern, wo auch 63 Prozent des Umsatzes eingefahren werden.
Von den insgesamt 35.000 Beschäftigten brauchen sich die bei Feldmühle auf der Lohnliste Stehenden beim Aufziehen der blau-gelben Schwedenflagge keine größeren Sorgen um ihren Arbeitsplatz zu machen - die Konjunktur blüht, Stora hat in Osteuropa bereits seit längerem Fuß gefaßt. Anders sieht es für zwei andere Konzernteile nach unruhigeren Zeiten aus. Die Teilkonzerne Dynamit Nobel (Troisdorf) und Buderus (Wetzlar) mußten die Schweden mitkaufen, offensichtlich ohne Interesse an einem Dauerbesitz. Nach Informationen schwedischer Wirtschaftszeitungen vom letzten Montag dürften beide Werke bald wieder zum Weiterverkauf stehen.
Stora - vor über 700 Jahren als Kupfergrubengesellschaft „Stora Kopparberg“ gegründet und Teil des Wallenberg -Konzerns, dem, so ein gängiger Spruch, die Hälfte der schwedischen Wirtschaft gehört, die Volvo noch nicht aufgekauft hat, - pflegte schon lange Geschäftsverbindung mit Feldmühle. Der Osteuropamarkt wurde untereinander aufgeteilt, Feldmühle besitzt Aktienanteile in einzelnen Stora-Papiermühlen und ist ein Hauptkunde für die in den Stora-Fabriken produzierte Papiermasse. Ein etwa geplanter Umzug in das weltstädtische Düsseldorf, den bisherigen Feldmühle-Konzernsitz, sei kein Kaufgrund gewesen, versicherte Stora Vorstandschef Berggren glaubwürdig: Stora bleibe in der 50.000-Einwohner-Metropole Falun. „Hier ist es doch viel schöner und es gibt viel mehr Wald.“ Was trotz der holzfressenden Papiermühlen von Stora tatsächlich stimmt. Noch.
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